Die deutsche Wirtschaft erhöht den Druck auf die Politik, die im Koalitionsvertrag versprochene Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes jetzt rasch anzugehen. Wenn Deutschland bei der Digitalisierung mitspielen wolle, müssten die Unternehmen schneller und agiler werden, sagte die Chefin des Sonnenschutzsystem-Herstellers Warema und Vizepräsidentin der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Angelique Renkhoff-Mücke, dem „Handelsblatt“. Aber die Politik lege den Unternehmen Steine in den Weg.
Siemens-Vorstandsmitglied und Personalchefin Janina Kugel warnte vor Verlagerungen ins Ausland, sollte die Regulierung in Deutschland nicht gelockert werden: Die Software- und Robotik-Entwicklung beispielsweise fände zum Teil längst in Indien oder China statt, und die Beschäftigten dort seien nicht schlechter qualifiziert als Deutsche oder Amerikaner. „Wenn uns also ein starrer gesetzlicher Rahmen hierzulande bremst, Dinge voranzutreiben, werden wir woanders investieren“, sagte Kugel dem „Handelsblatt“. Zusammen mit Renkhoff-Mücke übernimmt Kugel den Vorsitz eines neuen Digitalrats der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der sich am kommenden Montag konstituiert. Auch der Präsident des Verbands „Die Familienunternehmer“, Reinhold von Eben-Worlée, forderte Union und SPD auf, ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag endlich umzusetzen: „Wenn wir die Digitalisierung meistern wollen, brauchen wir eine Flexibilisierung der Arbeitszeit, die den Bedürfnissen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber angepasst ist“, sagte er dem „Handelsblatt“.
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