Wirtschaftsweise will mehr Einsatz für Ganztagsbetreuung

Angesichts der weiterhin bestehenden großen Lücken in der Ganztagsbetreuung von Schulkindern fordert die Bonner Wirtschaftsweise Isabel Schnabel stärkere Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen. „Ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter ist ein erster wichtiger Schritt, der aber nicht ausreicht“, sagte Schnabel der „Welt am Sonntag“. „Gerade der Übergang in die weiterführende Schule ist nicht einfach, und viele Kinder benötigen in den ersten Jahren noch eine Betreuung.“

Dabei gehe es nicht allein um die Beaufsichtigung der Kinder. Vielmehr sollten auch Bildungsangebote wie eine hochwertige Hausaufgabenbetreuung oder Instrumentalunterricht unterbreitet werden, sodass der Abend als echte Familienzeit zur Verfügung stehe. „Eine verlässliche Ganztagsbetreuung in den ersten Schuljahren würde einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass beide Eltern berufstätig sein können“, so Schnabel. „Die Kommunen werden diese Aufgabe nicht alleine stemmen können. Das bedeutet, dass Bund und Länder in erheblichem Umfang Geld in die Hand nehmen müssen.“ Bisher sieht der Koalitionsvertrag der Bundesregierung den flächendeckenden Ausbau von Ganztagsplätzen für Schulkinder bis zum Jahr 2025 vor. Die Bundesregierung will dafür zwei Milliarden Euro ausgeben. Doch das Versprechen geht vielen Experten noch nicht weit genug. „Quantität bedeutet nicht gleich Qualität – aber genau die wird für eine sinnvolle Betreuung von Schulkindern gebraucht“, sagt Wido Geis-Thöne vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Er hat auch Zweifel, dass das Ziel der Regierung überhaupt erreicht wird: „Da sich die Länder vom Bund sicher nicht in ihre Bildungshoheit hineinreden lassen wollen, dürfte am Ende wohl jedes Land sein eigenes Gesetz mit eigenen Vorstellungen vom Ganztagsplatz verabschieden.“ Derzeit liegt die Betreuungsquote für Grundschulkinder dem IW zufolge im bundesweiten Durchschnitt bei lediglich 34,5 Prozent. Hingegen beträgt die Betreuungsquote für Kitakinder bundesweit 94 Prozent. Knapp die Hälfte der Kleinen verfügt dabei sogar über einen Ganztagsplatz. Allerdings gibt es bei der Betreuung große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während in Niedersachsen und Hessen der ungedeckte Betreuungsbedarf für Grundschulkinder besonders groß ist, ist die Lage im Osten Deutschlands sowie in Berlin und Hamburg deutlich entspannter.

Foto: Kinder spielen auf einem Schulhof, über dts Nachrichtenagentur

 

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