Elektroschrott Recycling

China: Wo der Elektroschrott aus dem Westen endet

Wie eine Stadt in ihrer Blütezeit sieht das südchinesische Guiyu nicht gerade aus – doch das täuscht. Schließlich sind 80.000 der 130.000 Einwohner damit beschäftigt, Elektroschrott zu zerlegen. Das macht Guiyu zur einer Art Müllhauptstadt der Welt.

Mehr als 1,6 Millionen Tonnen Elektroschrott werden jedes Jahr durch Guiyu geschleust. Manche Geräte werden wieder verwendet; andere zerlegt, um an seltene Metalle zu kommen. In schummrigen Hallen türmen sich bergeweise Fernbedienungen auf. Arbeiter knacken sie, um an das wertvolle Innenleben zu kommen. Früher stammte ein Großteil des Elektroschrotts aus Europa oder den USA. Inzwischen lohnt sich das Recycling aber auch dort – und immer weniger Müll kommt aus dem Westen.

Für Guiyu ist das kein Problem: Schließlich wirft die neue chinesische Mittelschicht genug weg, um Guiyu für Jahrzehnte zu versorgen. Die Kehrseite des Recyclings: Ein völlig verdreckter Fluss. An allen Ecken und Enden fließen Abwässer in den Boden. Außerdem ist die Luftqualität schlecht und Arbeiter und Kinder haben viel zu viele Schwermetalle und Dioxin im Blut. Die Behörden haben zwar inzwischen Umweltschutzgesetze erlassen, doch diese setzen sich nur langsam durch. Für Umweltaktivisten ist Guiyu ein Dilemma. Natürlich spart das Recycling Ressourcen und Energie. Dennoch dürfte die Region damit auf Jahrzehnte hinaus verseucht sein.

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