Deutsche KMU bevorzugen zunehmend alternative Finanzierungsformen

Für die meisten Unternehmen wäre eine Finanzierung ohne klassischen Bankkredit undenkbar, doch die wenigsten möchten vollständig darauf angewiesen sein. Einer aktuellen Umfrage zufolge wünschen sich viele kleine und mittelständische Unternehmen mehr Unabhängigkeit von ihrer Hausbank. Helfen sollen dabei alternative Finanzierungsmethoden, die eine planbare Kapitalbeschaffung ermöglichen.

Wenn die Unternehmensfinanzierung zur Herausforderung wird

Unabhängig von der Größe des Unternehmens ist eine geeignete Finanzierungsform die Grundvoraussetzung, um Gründungs- und Investitionsvorhaben erfolgreich umzusetzen. Doch viele Unternehmen stellt die Frage nach einer passenden und vor allem realistischen Finanzierung vor große Herausforderungen. Reicht das Eigenkapital nicht aus, um Ideen umzusetzen, muss eine Fremdfinanzierung her. Ein Unternehmenskredit von der Hausbank ist unkompliziert und mit ein wenig Glück ohne Weiteres genehmigt. Doch genau diese Finanzierungsform wollen viele mittelständische Unternehmen in Deutschland nicht mehr.

KMU wollen mehr Unabhängigkeit von klassischen Krediten

Einer aktuellen Umfrage des Bundesverbandes Factoring für den Mittelstand (BFM) zufolge wollen sich immer mehr Unternehmen von der klassischen Kreditfinanzierung lösen. Rund 57 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen erhoffen sich dadurch mehr Unabhängigkeit von ihrer Bank. Dieser Wunsch ist insbesondere in Unternehmen mit einem Umsatzvolumen von 2,5 bis 50 Millionen Euro sowie in den Branchen Handel und Im- und Export weit verbreitet. Lässt sich ein Bankkredit nicht umgehen, dann soll er wenigstens durch andere Finanzierungsformen ergänzt werden. Neben Eigen- und Fremdkapital sind Beteiligungen, Factoring und Leasing als Bestandteile einer ausgewogenen Finanzierung vorstellbar – das finden 48 Prozent der rund 1.569 befragten KMU.

Alternative Finanzierungsarten immer bedeutender

Die Hinwendung zu alternativen Finanzierungformen ist alles andere als neu. Schon 2014 haben sich knapp 47 Prozent der Befragten einer vergleichbaren Umfrage für eine vielfältige Finanzierungsstrategie ausgesprochen. Der klassische Unternehmenskredit verliert den Umfrageergebnissen zufolge zunehmend an Ansehen, alternative Finanzierungsformen werden immer beliebter. Sie nachhaltig in den Finanzierungsprozess zu etablieren, fällt in der Praxis jedoch vielen Unternehmen schwer. Finanzierungsmodelle wie das Factoring sind für die meisten nach wie vor Neuland. Laut der Umfrage finanzieren sich lediglich 15 Prozent der Mittelständler durch den Verkauf laufender Forderungen. 75 Prozent der Befragten gaben an, zu wenig über diese Art der Finanzierung zu wissen, um sie ohne Bedenken nutzen zu können.

Privatkredit – auch für Unternehmen eine Option

Eine deutlich transparentere Möglichkeit der Unternehmensfinanzierung stellt dagegen ein Privatkredit dar, den Mittelständler über einen Online-Marktplatz vergleichsweise schnell und unkompliziert abwickeln lassen können. Über solche Plattformen werden Unternehmen mit Privatpersonen oder Geschäftsleuten zusammengebracht, die gern in ein oder mehrere Projekte investieren möchten. Dank dieser Art der Finanzierung können Unternehmen mehr Unabhängigkeit von der eigenen Hausbank erreichen. Dieses Finanzierungskonzept ist auf lange Sicht zudem nicht nur für Mittelständler geeignet, sondern vor allem für Start-ups aus dem Tech-Bereich.

Wenn Unternehmen Tech-Start-ups finanzieren, profitieren beide Seiten

Einer Studie von Ernst & Young zufolge sind immer mehr Großunternehmen bereit, in deutsche Tech-Start-ups zu investieren, um damit unter anderem die digitale Transformation im eigenen Unternehmen voranzutreiben. Das Großunternehmen tritt entweder selbst als Venture-Capital-Investor auf, um sich in der Frühphase an neugegründeten Unternehmen zu beteiligen. Oder es nutzt die Beteiligung als Chance, das jeweilige Start-up in einer späteren Entwicklungsphase zu übernehmen. Diese Art der Finanzierungsbeteiligung ist nicht Großunternehmen vorbehalten: Auch für mittelständische Unternehmen ist die Beteiligung an Tech-Start-ups eine Möglichkeit, die zunehmende Digitalisierung zu bewältigen.

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