Deutscher Nachrichtenmarkt – Wer hat das Sagen?

Deutscher Nachrichtenmarkt - Wer hat das Sagen?


Ob unterwegs auf Social Media oder dem Fernsehen im Wohnzimmer: Nachrichten verfolgen uns durch den Alltag. Dabei buhlen verschiedene Medienunternehmen um unsere Aufmerksamkeit. Aber wer beherrscht in Deutschland tatsächlich den Nachrichtenmarkt?

Um diese Frage zu beantworten, bedarf es erst einmal eines Überblicks über die verschiedenen Medienhäuser in Deutschland. In Deutschland existiert ein „duales Rundfunksystem“, das heißt, dass es sowohl einen öffentlich-rechtlichen als auch einen privat-kommerziellen Rundfunk gibt.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk umfasst die folgenden Anstalten: Die ARD (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland), das ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) und Deutschlandradio. Im Gegensatz zum privaten Rundfunk finanzieren sich diese Anstalten nicht aus Werbeeinnahmen, sondern werden hauptsächlich von deutschen Bürger*innen durch den Rundfunkbeitrag finanziert. Dadurch, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk direkt von der Bevölkerung finanziert wird, wird eine Unabhängigkeit vom Staat bei gleichzeitiger Unabhängigkeit von Werbeeinnahmen gesichert. Damit soll gewährleistet werden, dass alle Menschen in Deutschland Zugang zu einer neutralen Berichterstattung haben und zur freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung beitragen.

Die ARD mit ihren neun Landesrundfunkanstalten sowie ihren 28 Auslandsstudios ist dabei das zweitgrößte Medienunternehmen in Deutschland. Zudem ist die ARD der größte öffentlich-rechtliche Senderverbund der Welt und rangiert dabei noch vor der britischen BBC. Auf Platz eins der größten Medienkonzerne Deutschlands steht jedoch das Unternehmenskonglomerat der Bertelsmann SE & Co. KgaA. Dabei handelt es sich um eine nicht börsennotierte Kommanditgesellschaft auf Aktien, die in rund 50 Ländern aktiv ist und Ende 2022 weltweit 164.691 Mitarbeiter beschäftigte. Zu dem größten deutschen Medienkonzern gehören private Sender wie etwa RTL oder Vox.

Dass beide Rundfunksysteme, öffentlich-rechtlicher und privat-kommerzieller Rundfunk, nebeneinander bestehen, ist gesetzlich geregelt. Die Grundlage für die Zulassung privater Programme schaffte 1981 das Bundesverfassungsgericht. Der Hintergrund dieser Entscheidung war die Ansicht, dass in einer Marktwirtschaft möglichst viele Bereiche nach Gesetzen des Marktes organisiert sein sollen. Genauso wie im Printbereich sollte es auch beim Fernsehen mehrere Anbieter geben. Von einer vielfältigen Senderlandschaft erhoffte man sich zudem, dass einzelne Fernsehsender so an weniger Autorität und publizistische Macht kommen würden.

Dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk und privat-kommerzieller Rundfunk nebeneinander bestehen, sorgt für mehr Meinungsvielfalt. Obwohl die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten einer politischen Neutralität unterworfen sind, wird ihnen immer wieder politische Einseitigkeit vorgeworfen. Ein Forschungsteam der Johannes Gutenberg Universität in Mainz ist diesem Vorwurf auf den Grund gegangen. In ihrer Studie kam heraus, dass in öffentlich-rechtlichen Formaten tatsächlich aus einer eher liberal-progressiven als aus einer konservativen Perspektive berichtet wird. Die Behauptung, dass sie im Vergleich zu anderen privaten Nachrichtenmedien zu einseitig berichten werden würde, konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

Neben den Rundfunkanstalten stellen in Deutschland die Printmedien eine weitere relevante Nachrichtenform dar. Einem Bericht der ma 2022 Pressemedien I, erfreute sich die Boulevardzeitung BILD Im Jahr 2022 einer Leserschaft von 7,82 Millionen Leser*innen. Die BILD aus dem Haus Axel Springer ist mit Abstand die auflagenstärkste Tageszeitung Deutschlands, dahinter folgen die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine. Weil viele Leser*innen mittlerweile ihre Informationen online konsumieren und als Resultat der Verkauf von Printmedien kontinuierlich zurückgeht, haben die meisten Zeitungen ihre Reichweite durch digitale Angebote ausgebaut. Hierbei führen digitale Nachrichtenportale wie Focus Online und Spiegel Online. Auf dem digitalen Markt, insbesondere auf Social Media Plattformen, publizieren neben den traditionelle Medien auch unabhängige Blogger*innen und Influencer*innen Nachrichten und Meinungen.

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