Syngenta Monthey

Die M&A-Chemie stimmt, Kommentar zur Milliarden-Offerte für Syngenta von Norbert Hellmann

Syngenta Monthey
Die Offerte des Staatsriesen Chemchina für den Agrarchemiekonzern Syngenta über rund 40 Mrd. Euro verheißt den bislang mit Abstand größten Auslandseinkauf eines chinesischen Unternehmens. Er kommt zu einem interessanten Zeitpunkt: Chinas Währung steht erstmals seit langem unter Abwertungsdruck. Auch sieht man sich einer Kapitalabflussproblematik gegenüber. So gesehen ist eine bombastische Auslandsakquisition durch ein chinesisches Staatsunternehmen und ihr Niederschlag in der Devisenflussrechnung eigentlich eher ein weiterer Schlag ins Kontor.

Der Vorstoß von Chemchina bei Syngenta wird in Peking dennoch freudig begrüßt, denn er dient anderen Zielen, die auf der Prioritätenliste der Reformplaner weit oben stehen. Man will aus den zahlreichen, der Zentralregierung unterstehenden Unternehmen durch Fusionen schlagkräftigere Einheiten formen. Und man möchte via eine Globalisierungsoffensive, zu der selbstverständlich auch Akquisitionen gehören, einer technologischen Aufrüstung und Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Vorschub leisten, die unter dem Motto „Made in China 2025“ läuft.

Die Übernahme von Syngenta verspricht in einigen Aspekten die von Chinesen so gerne betonte „Win-win-Situation“: So darf sich Syngenta, die sich Avancen des US-Rivalen Monsanto entzog, die wohl zu einer Zerschlagung geführt hätten, beim chinesischen Bieter auf einen stolzen Übernahmepreis und den Erhalt von Strukturen und Arbeitsplätzen freuen. Für Chemchina winkt neben dem Aufstieg zu einem der weltgrößten Branchenunternehmen in einem zuletzt sehr konsolidierungsfreudigen Sektor eine sinnvolle Diversifizierung weg von der wenig Freude bereitenden Petrochemie.

Für die Pekinger Regierung wiederum, die jüngst erst eine Aufrüstungsoffensive zur Wachstums- und Produktivitätssteigerung im Agrarsektor ausrief, ist die Sicherung von Forschungs- und Entwicklungskapazitäten sowie Patenten rund um Pestizide und Saatgut ein Grund zum Jubel. Bodenerosion und Umwelteffekte lassen die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen im Reich der Mitte bedrohlich rasch schwinden. Der Zugang zu biotechnologischen Errungenschaften ist da im Land mit den meisten Mündern auf der Welt eine nationale Aufgabe, für die man Staatsunternehmen einsetzt.

Gibt gibt es auch Verlierer? Nun, für Monsanto und auch die deutschen Branchengrößen BASF und Bayer wird das Chinageschäft in der Agrarchemie nach dem Syngenta-Deal sicherlich noch um einiges härter.

Foto: © Syngenta

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