Schattenwirtschaft, Schwarzarbeit, oder österreichisch, Pfusch ist im Gegensatz zu den Vorjahren deutlich gesunken, dennoch flammen dieser Tage aufgrund der neuen, veröffentlichten Jahreszahlen allerorts Diskussionen auf. Im Jahr 2003 lag der Anteil der Schwarzarbeit gemessen am Bruttoinlandsprodukt in Europa bei 22,4 Prozent, 2013 bei 18,4 Prozent, was einem Wert von 2,15 Billionen Euro entspricht. Die meisten Schwarzarbeiter in Europa weisen Bulgarien mit 31 Prozent und Kroatien mit 28 Prozent auf, gefolgt von Italien mit 21 Prozent. In Deutschland nimmt die Schattenwirtschaft mit 13 Prozent des BIP ein und läge damit im europäischen Schnitt sehr gut. Werden jedoch die absoluten Zahlen betrachtet, weist mit 351 Milliarden Euro Deutschland die bedeutendste Schattenwirtschaft in Europa auf.
Österreich im besseren Drittel
Der österreichische „Pfusch“ zeigt einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 8 Prozent und liegt auf der Liste der europäischen Schattenwirtschaft an vorletzter Stelle vor der Schweiz. Der Ökonom Friedrich Schneider schätzt, dass rund 800.000 bis eine Millionen Österreicher der Schwarzarbeit nachgehen. Die beliebtesten Branchen stellen Bauwirtschaft und Gastronomie dar, gefolgt von Unterhaltung und Entertainment, wie Heurigenmusik oder Musikunterhaltung auf Hochzeiten. Auch Reparaturen bei Autos werden sehr häufig in Schwarzarbeit durchgeführt. Der Schaden am österreichischen Staat wird durch die fehlenden Sozialabgaben und Steuerzahlungen mit rund 2,5 Milliarden Euro beziffert. Friedrich Schneider geht davon aus, dass von den Schwarzarbeitern in Österreich ein Drittel Beschäftigungslose seien. Die übrigen zwei Drittel gehen einer geregelten Arbeit nach, sind steuerpflichtig und zahlen auch die Sozialabgaben. Die Schwarzarbeit diene bei ihnen zur Aufbesserung der Verhältnisse und sei als Schutz zu sehen. Auch profitieren private Auftraggeber durch die billigere Schwarzarbeit, wodurch Reparaturen oder Bauarbeiten durchgeführt werden können, die sonst nicht erschwinglich wären.
Zu niedrige Grenzen für Nebenverdienst
Um der Schwarzarbeit zu begegnen, fordert Schneider die verantwortlichen Politiker auf, die Grenzen für den Zuverdienst zu heben. Eine weitere Möglichkeit sieht er in der Rückerstattung der Mehrwertsteuer. Wäre der Staat bereit, bei Handwerkerrechnungen oder bei Bauvorhaben die Mehrwertsteuer zurückzuerstatten, würde niemand mehr jemanden ohne Rechnung für sich arbeiten lassen. Besonders unfreiwillig in den Ruhestand geschickte Rentner würden häufig einem Nebenverdienst nachgehen. Einige Politiker reagierten auf die neuesten Zahlen sofort. „Schaffen wir endlich die Tagesgrenzen beim Zuverdienst ab und flexibilisieren wir die Monatsgrenze“, fordert der Seniorenbund. Die ÖVP solle diesen Punkt in das Programm für die nächste Legislaturperiode aufnehmen. „Es duldet keinen Aufschub“, erklärte Getrude Aubauer, Bundesobmann-Stellvertreter des Österreichischen Seniorenbundes und ÖVP-Seniorensprecherin im Nationalrat. Auch die Zuverdienstgrenze in Bezug auf die Familienbeihilfe solle gehoben werden, hieß es von Seiten des Familienbundes.

