Berlin – Ende des letzten Jahres wurde viel über die Krise im Zeitungsgewerbe geschrieben und gesprochen. Es war die Rede vom großen Zeitungssterben, das auch vor überregionalen Blättern wie der Frankfurter Rundschau nicht haltzumachen scheint. Das Blatt musste Insolvenz anmelden und die Financial Times Deutschland stellte ihren Betrieb als täglich erscheinendes Wirtschaftsblatt ein. Es war die Rede davon, dass ein ganzer Zweig Wirtschaft zusammenzubrechen droht. Um die Verluste aufzufangen, die im Printbereich entstehen, richten sich die Hoffnungen der Verlage verstärkt auf den Bereich ePaper. Dabei wurde aber auch deutlich gemacht, dass die Auflagenverluste, die traditionelle Printmedien erleiden, in keiner Weise durch eine Steigerung der Auflagen elektronischer Zeitungen wettgemacht werden.
ePaper gewinnen an Boden
Ein Blick auf die aktuelle Infografik, die sich mit Wirtschafts-News aus dem Verlagswesen befasst, macht allerdings deutlich, dass der bisher eher als Nische zu bezeichnende Zweig ePaper deutlich an Boden zu gewinnen scheint. Allein der Vergleich des dritten Quartals 2012 zum vierten Quartal des Jahres zeigt eine Zunahme der ePaper-Auflagen überregionaler Tageszeitungen in Höhe von 12,5%. Die meisten der großen Blätter zeigen Wachstumsraten im zweistelligen Bereich, wobei besonders das Handelsblatt mit 36%, die Frankfurter Rundschau mit 32% und die taz mit 23% Wachstum ins Auge fallen. Betrachtet man jedoch die absoluten Zahlen der Leser der elektronischen Ausgaben der einzelnen Blätter, relativieren sich diese Werte allerdings sehr schnell. Dabei fällt nämlich auf, dass das Handelsblatt bei einer derzeitigen Auflage von 1.586 Exemplaren nur 420 neue Leser gewinnen konnte, während die Frankfurter Rundschau rund 500 neue Leser gewann. Die taz kann sich über 1.200 und der Marktführer BILD gar über mehr als 2.400 neue ePaper-Leser freuen.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Verkauf von Zeitungen im E-Paper-Format sogar um 75,36%, was sicher als ein Indiz für die wachsende Akzeptanz dieses Mediums gelten kann. Ein weiterer Beleg dafür dürfte auch die Zunahme der verfügbaren Titel sein. Laut einer vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) herausgegebenen Studie erhöhte sich die Anzahl der Zeitungstitel, die als elektronische Version zu finden sind, innerhalb der letzten drei Jahre von 90 auf 124. Im Vergleich zu den Printmedien, die alle zusammengenommen im letzten Quartal des Jahres 2012 rund 22 Millionen Exemplare pro Erscheinungstag verkauften, ist die Zahl der verkauften ePaper allerdings immer noch verschwindend gering.
Wo geht die Reise hin?
Viele stellen sich zunehmend die Frage, welche Akzeptanz ePaper in der breiten Masse haben und inwiefern Leser in der Zukunft bereit sein werden, für Inhalte zu zahlen. Eine Umfrage unter Führungskräften ergab zwar, dass rund die Hälfte der Befragten bereit wären, für gute Inhalte im Netz zu zahlen, jedoch dabei voraussetzen, dass die Online-Ausgabe wesentlich günstiger als die Printversion sein müsse. Wie jedoch der durchschnittliche Leser zukünftig reagieren wird, ist einerseits auch hier von den Preismodellen der Verlage und natürlich in erster Linie von den Inhalten abhängig, die mit dem neuen Medium transportiert werden. Da sich über Jahre hinweg eine „Kostenlos-Mentalität“ entwickeln konnte, fällt es nicht nur den Verlagen schwer, hochwertige Inhalte gegen Bezahlung an den Mann zu bringen.
Es dürfte auf jeden Fall noch ein weiter Weg bis zum Durchbruch der elektronischen Zeitung sein und Print-Ausgaben werden noch über viele Jahre das Rückgrat der deutschen Zeitungsverlage bleiben.
Grafik: Statista
Sehr geehrte Damen und Herren,
da ich den Artikel sehr interessant finde, würde ich ihn gerne für meine Hausarbeit über die Zukunft der Zeitung verwenden. Um daraus zitieren zu können, benötige ich allerdings einen Autor.
Es wäre eine sehr große Hilfe, wenn Sie mir diesen möglichst zeitnah nennen können.
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen,
Kathrin Stürmer
Wurde per E-Mail beantwortet.
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