Experte: AfD-Spitzenkandidaten haben geringen Anteil an Wahlerfolg

Der Berliner Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer stuft den Anteil der AfD-Spitzenkandidaten Andreas Kalbitz und Jörg Urban am Erfolg ihrer Partei bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen als „sehr gering“ ein. „Urban und vor allem Kalbitz werden von der Gesamtwählerschaft negativ bewertet und haben auch bei den eigenen Anhängern von allen Spitzenkandidaten die niedrigsten Werte“, sagte Niedermayer dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Ähnlich sieht es der Mainzer Politikwissenschaftler Kai Arzheimer.

„Im direkten Vergleich mit anderen Spitzenpolitikern sind sie selbst bei den eigenen Anhängern nicht sonderlich beliebt“, sagte Arzheimer dem „Handelsblatt“. Entscheidend für die Motivation, AfD zu wählen, sei das Migrations-Thema. „Der sogenannte Protest richtet sich primär gegen den weitgehenden Konsens der übrigen Parteien in dieser Frage“, ist Arzheimer überzeugt. Darüber hinaus habe die AfD versucht, „an ein regionales Gefühl der Benachteiligung sowie an die Debatte um Klima- und Strukturwandel anzuknüpfen“. Der Jenaer Rechtspopulismus-Forscher Matthias Quent führt den Erfolg der AfD auch auf ihr erweitertes Themenspektrum zurück. „Weil sie eben keine einthematische Protestpartei gegen den Euro oder gegen die Asylpolitik mehr ist, sondern eine eigenständige rechtsradikale Kraft mit einem ideologischen Überbau der sogenannten Neuen Rechten und einem starken rechtsradikalen Wähleranteil, kann sie alle Themen bespielen“, sagte Quent dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Andererseits, schränkte er ein, seien die Themen von der Asylpolitik über den Wolf bis zur Anrufung ostdeutscher Identitäten „im Grunde austauschbar“. Wichtiger sei „die transportierte, kulturpessimistische Stimmung“, wonach nur der „autoritäre Arm einer starken AfD“ Deutschland noch vor dem Untergang retten könne.

Foto: Journalisten bei der AfD, über dts Nachrichtenagentur

 

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