Teuerste Zukäufe von Technologieunternehmen

Facebook & Co auf Shopping-Tour

Den meisten von uns werden die Schlagzeilen noch in den Ohren klingen: Facebook kauft den Messenger-Dienst WhatsApp. Ein Unternehmen mit nur 55 Mitarbeitern ist Mark Zuckerberg, dem Gründer des größten Social Networks Facebook die unglaubliche Summe von 19,2 Milliarden US-Dollar wert: Dies ist mit weitem Abstand Branchenrekord. In der Tech-Branche hat es wohl seit Jahren keine Nachricht solchen Ausmaßes gegeben und noch nie hat ein Startup für solch einen Betrag den Besitzer gewechselt.

Die 10 teuersten Deals in der Tech-Branche

Der WhatsApp Deal ist zwar die absolut teuerste Übernahme eines Unternehmens der Tech-Branche, jedoch bei weitem nicht der einzige Coup, der nicht nur aufgrund seiner Kaufsumme für Aufsehen sorgte. Eine aktuelle  Infografik des Statistikportals statista zeigt eine Übersicht der zehn teuersten Übernahmen in der Tech-Branche.

Hinter dem Deal zwischen Facebook und WhatsApp sorgte der Kauf des Technologiekonzerns Motorola durch Google im Jahr 2012 für Aufsehen. Der Suchmaschinenriese zahlte 12,5 Milliarden US-Dollar für ein Unternehmen, das er Anfang dieses Jahres für 2,9 Milliarden US-Dollar an den chinesischen Technologieriesen Lenovo weiterveräußerte.

Den dritten Platz belegte die Übernahme der Kommunikationsplattform Skype durch Microsoft für 8,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011. Skype, das als Chat-Programm mit Internettelefonie begann wurde 2007 durch das Internetauktionsportal Ebay für 2,5 Milliarden Dollar aufgekauft und vier Jahre später, nachdem verschiedene Unternehmen – darunter auch Facebook und Google – Interesse angemeldet hatten, für 8,5 Milliarden US-Dollar an Microsoft abgegeben. Dies war die bis dato teuerste Übernahme in der Microsoft-Historie.

Die Branchenriesen – insbesondere Google und Microsoft – entwickeln auch zunehmend Interesse an Hardware-Firmen. So war Microsoft der einstige Handy-Weltmarktführer Nokia stolze 7,2 Milliarden US-Dollar wert, und Google blätterte für den Thermostat- und Feuermelder-Hersteller Nest 2013 noch 3,2 Milliarden Dollar hin. Im Ausgabenbuch von Google stehen noch weitere große Posten. Beispielsweise ließ sich das Unternehmen aus Mountain View die Übernahme des Marktplatzes für Online Werbung, DoubleClick, 2007 3,1 Mrd. US-Dollar kosten und 2006 sorgte Googles Übernahme der Videoplattform YouTube für Schlagzeilen. 1,6 Milliarden Dollar gab Google dafür aus.

Zu den bekannteren Deals der jüngeren Vergangenheit zählen zudem der Kauf der Blogging-Plattform tumblr im vergangenen Jahr für 1,1 Milliarden Dollar durch Yahoo und Facebooks Übernahme von Instagram 2012 für 1 Milliarde Dollar, wobei diese Beträge fast schon wie die sprichwörtlichen „Peanuts“ wirken.

Warum Zuckerberg so tief in die Tasche greift

Was Facebook zum Kauf von WhatsApp bewog, wurde in den letzten Tagen ja bereits mehrfach diskutiert. Es geht nicht nur in erster Linie darum, einen unmittelbaren Konkurrenten aus dem Wege zu räumen, sondern vielmehr ein Geschäftsfeld neu zu erschließen: die mobile Kommunikation via Smartphone.

Eigenen Angaben zufolge hat WhatsApp gegenwärtig rund 450 Millionen aktive User – allein rund 30 Millionen Deutsche tauschen kurze Nachrichten, Bilder, Audio- und Video-Botschaften über WhatsApp aus. Mit einem Schlag kommt Facebook an 450 Millionen Telefonnummern und weitere Informationen von Menschen und wird dadurch in die Lage versetzt, noch gezieltere Werbung zu platzieren. Dieses Potenzial ist Zuckerberg umgerechnet 42,20 US-Dollar pro Nutzer wert.

Seit langem versucht nicht nur Facebook mit allerlei blumigen Umschreibungen an die Telefonnummern seiner Nutzer zu kommen. Das Argument Sicherheit besitzt ja bei vielen Usern besondere Priorität. Regelmäßig weisen Facebook & Co. deshalb durch entsprechende Einblendungen auf potenzielle Gefahren hin, die Usern drohen können, die keine Telefonnummer für den „Fall der Fälle“ in den Anmeldedaten zu Facebook, Google+ und Co hinterlassen haben. Die Resonanz hielt sich bisher scheinbar in Grenzen. Nun gelingt dies quasi auf einen – wenn auch teuren – Streich.

Die Folgen solcher Megadeals

Die Folgen derartiger Deals dürften explodierende Preise für Internet- und Technologieunternehmen und eine Konzentration von Informationen sein. Nach Einschätzung von Spiegel Online besteht die Gefahr, dass künftig selbst kleinste „Startup-Klitschen“ nun dreistellige Millionenbeträge aufrufen könnten.

Wie Google möchte auch Facebook überall im Leben präsent sein und so viel wie nur irgend möglich über uns erfahren, um zahlenden Kunden immer gezieltere Werbung zu ermöglichen. Das Interesse an Informationen über potenzielle Kunden, ihre Vorlieben, Bedürfnisse und Gewohnheiten ist kaum zu stillen. Deshalb werden Technologien, Ideen und Startups, die derartige Informationen generieren auch weiter hoch im Kurs stehen.

Das Beispiel YouTube und Google zeigt, dass sich Milliarden-Ausgaben tatsächlich lohnen können. 2006 für 1,65 Mrd. Dollar gekauft, von vielen als unprofitabel und – aufgrund zahlreicher Urheberrechtsprobleme – als riskant eingeschätzt, brachte YouTube allein 2013 5,6 Milliarden Dollar Werbeumsatz, von denen Google nach Abzug der Ausschüttung an die Werbepartner und Clip-Ersteller allein 2 Milliarden Dollar verbleiben. Eine Milliarde Besucher schauen jeden Monat sechs Milliarden Stunden Clips an und konsumieren Unmengen an Werbung.

Grafik: © Statista

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