Gabriel: EU muss mehr sein als „seelenloser Binnenmarkt“

Mit Blick auf wachsende anti-europäische Tendenzen in den EU-Staaten hat sich der frühere deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) für eine ehrliche Bestandsaufnahme ausgesprochen. „Die Wahrheit ist doch: Zweifel an der EU gibt es nicht nur bei den Briten“, sagte Gabriel den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Montagsausgaben). Allzu lange, sagte der frühere SPD-Bundesvorsitzende, sei die EU nur als seelenloser Binnenmarkt wahrgenommen worden, in dem viel Konkurrenz herrscht, aber wenig Sicherheit.

Die große Zahl an Zuwanderern habe dieses Gefühl der Unsicherheit eher verstärkt. Gabriel verwies auf den früheren Kommissionspräsidenten Jacques Delors, der einmal gesagt hatte: Niemand verliebt sich in einen Binnenmarkt. „Der einzige, der diese Warnung beherzigt und mehr will, ist Emmanuel Macron“, sagte Gabriel – und verlangte mehr Aufmerksamkeit in Berlin für den in jüngster Zeit in innenpolitische Schwierigkeiten geratenen französischen Präsidenten. „Macron will ein Europa, das schützt – nach außen wie nach innen – und zwar den wirtschaftlichen Erfolg ebenso wie die soziale Sicherheit“, sagte Gabriel. „Es ist eine Schande, wie Deutschland ihn seit mehr als einem Jahr hängen lässt.“

Foto: Sigmar Gabriel, über dts Nachrichtenagentur

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