Giftinformationszentrum Nord hilft so oft wie nie zuvor

So häufig wie im Jahr 2014 wurde das Giftinformationszentrum Nord, kurz: GIZ Nord, noch nie in Anspruch genommen: Insgesamt 37.643 Anfragen zu Vergiftungen beantworteten die ärztlichen Beraterinnen und Berater des GIZ-Nord im Jahr 2014. Der 24-Stunden-Service in Kooperation mit den Giftinformationszentren Erfurt und Freiburg wurde zu 58 Prozent von Bürgerinnen und Bürgern und zu 42 Prozent von medizinischem Fachpersonal genutzt. Eine Beobachtung des GIZ-Nord führte zu Konsequenzen und zu verbessertem Verbraucherschutz: Über Jahre hinweg registrierte das Mitarbeiterteam des GIZ-Nord, dass die Zahl ernsthafter, inhalativer Vergiftungen mit Schwimmbad-Desinfektionsmitteln zunimmt. Das GIZ-Nord informierte die zuständigen Bundesbehörden – mit Erfolg für den Verbraucherschutz: Verbesserte Verpackungen dieser Produkte sind nun in Planung.
Das Giftinformationszentrum-Nord berichtet über das Vergiftungsgeschehen in den vier norddeutschen Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein erstmals unter neuer Leitung: Dr. Martin Ebbecke und Priv.-Doz. Dr. Andreas Schaper leiten das GIZ-Nord seit Juli 2015. Beide waren zuvor viele Jahre als in stellvertretender Leitungsfunktion am GIZ-Nord tätig. Der bisherige Leiter Dr. Herbert Desel wechselte Anfang 2015 zum renommierten Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nach Berlin und ist für die nationalen Aspekte von Vergiftungen verantwortlich.Die neue Leitung des GIZ-Nord setzt neue Akzente. Dr. Martin Ebbecke ist Internist und Klinischer Toxikologe und vertritt die Toxikologie als Vorstand der Gesellschaft für Klinische Toxikologie (GfKT) national und international. „Das Giftinformationszentrum der norddeutschen Länder berät nicht nur bei akuten Vergiftungsfällen. Zu den Aufgaben gehört zudem, aktuelle Vergiftungsgefahren zu erkennen und darauf hinzuweisen. Als länderüberspannendes Zentrum bekommen wir einen Überblick über sich anbahnende Vergiftungstrends“, sagt Dr. Ebbecke. Priv.-Doz. Dr. Andreas Schaper ist Chirurg, Intensivmediziner und Klinischer Toxikologe. Er stärkt als neuberufenes Mitglied der Habilitationskommission an der UMG die wissenschaftliche Expertise des GIZ-Nord. “Derzeit wird an mehreren Doktorarbeiten im GIZ-Nord gearbeitet. Darüber hinaus hat sich das GIZ-Nord im Jahr 2014 mit 51 Publikationen und 69 nationalen und internationalen Vorträgen an der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Vergiftungen beteiligt“, sagt Priv.-Doz. Dr. Schaper.
Die Hauptaufgabe des GIZ-Nord ist die Beratung im akuten Vergiftungsfall. Mit dem Jahresbericht und der Erstellung detaillierter Spezialanalysen kommt das GIZ-Nord einer seiner zentralen Aufgaben nach: Es berichtet den Überwachungsbehörden und der Fachöffentlichkeit über die aktuelle Vergiftungssituation in ganz Norddeutschland. Mit seinem toxikologischen Labor bietet das GIZ-Nord umfassende Analytik im akuten Vergiftungsfall rund um die Uhr an.
Der Jahresbericht analysiert detailliert die Vergiftungsursachen, die Altersgruppen der Betroffenen und die Schwere der Vergiftungen. Oft sind es Dinge aus dem täglichen Umfeld, die besonders für Kinder gefährlich werden können. Die größte Vergiftungsgefahr für Kinder geht von chemischen Produkten, Arzneimitteln und Pflanzen aus. Bei Erwachsenen überwiegen klar Vergiftungen mit Arzneimitteln.
Das Fachwissen der Giftexperten ist national und international gefragt. In mehreren von der Europäischen Kommission geförderten Projekten befasst sich der Giftnotruf Göttingen mit der Gefahr, die von einer Chemikalienausbringung mit potentiell kriminellem oder terroristischem Hintergrund ausgeht.

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