Ob das den Düsseldorfern schmecken wird? Eine kleine Kölner Brauerei bläst zum Frontalangriff auf einen der letzten guten Gründe, die hassgeliebten Nachbarn zu besuchen: Köln bekommt sein eigenes Altbier – und das direkt in der Bio-Variante. Die Konkurrenz aus Düsseldorf wähnt sich in der Favoritenrolle, noch.
„Herr Ober, einen halve Hahn bitte und dazu ein Alt.“ Was bisher höchstens um Witzigkeit bemühte Touristen bestellen, findet sich ab sofort schwarz auf weiß in den Getränkekarten: Altbier aus Köln. Kein Aprilscherz, sondern ein mutiger Schritt der Brauerei Hellers, die damit den Biermarkt aufmischen und ein paar althergebrachte Klischees davonspülen will.
„Wir haben als kleine Brauerei noch die Möglichkeit zu experimentieren“, sagt Anna Heller im Braukeller der Roonstraße 33 verschmitzt. Die 28-Jährige ist Junior-Chefin der Hellers-Brauerei, hat hier im Untergrund des Kwartier Latäng wie in einem U-Boot der Brauereikunst monatelang heimlich an der Mixtur für Kölns erstes eigenes Altbier getüftelt.
Hopfen und Malz – dann knallt’s
Herausgekommen ist ein Gebräu, welches das verankerte Schubladendenken – Köln: Kölsch, Düsseldorf: Alt – als echt Kölsche „ALTernative“ überwinden soll. Ein „Tabubruch“, der auch dadurch begünstigt worden sein könnte, dass die Brauerei Hellers als einzige Kölner Brauerei nicht im Kölner Brauerei Verband e.V. organisiert ist.
Nach dem Schnaps „Kallendresser“ ist es schon Anna Hellers zweites „Baby“, das sie zwischen tropfenden Rohrsystemen und Sudkesseln aus der Taufe gehoben hat. Dabei legt man bei Hellers Wert auf zwei Feststellungen: Erstens handelt es sich um ein echtes Altbier, und kein „geschminktes“ Kölsch, das man etwa mit ein paar Farbmalzen nachgedunkelt hätte. Zweitens stammen alle Zutaten aus kontrolliert ökologischem Anbau – garantiert ohne den Einsatz von Pestiziden und Insektiziden.
„Wir können theoretisch überprüfen, wo jedes einzelne Korn herkommt“, erzählt Braumeister Gregor Schareck nicht ohne Stolz. Die genaue Rezeptur aus Röst-, Gersten- und Farbmalzen, Hopfen und obergäriger Hefe ist natürlich geheim. Fest steht aber, dass das erste Bio-Alt fürs Rheinland mit einem Alkoholanteil von 4,7 Prozent etwas stärker am Karussell drehen wird als vergleichbare Kölsch-Sorten.
Düsseldorf schielt schon herüber
Bisher wurden zwei Sude (jeweils ca. 2.800 Liter) des Kölnisch Alts gebraut und abgefüllt. „Ob es mehr werden, entscheidet allein der Verbaucher“, so Anna Heller. Doch wer in Köln soll das eigentlich trinken? „Es gibt viele junge Leute, die sonst bis nach Düsseldorf fahren, um ein Alt zu zischen“, erklärt sie selbstbewusst. Ausgiebig habe man das Produkt auch vorher an Freunden und Bekannten „getestet“, denke beim Vertrieb eher regional als nur an Köln.
Große Pläne. Schlottert die Düsseldorfer Konkurrenz etwa schon mit den Knien? Sven
Raffelsieper, Marketing-Leiter der Düsseldorfer Traditionsbrauerei „Zum
Schlüssel“ sieht noch keine Bedrohung für die heimischen Bier-Gefilde:
„Altbier braucht Heimat – und das ist hier in Düsseldorf der Fall.“
Niemals, ja, niemals werde man in seinem Hause umgekehrt ein Kölsch entwickeln,
denn: „Düsseldorfer lieben das, was sie kennen – und wollen nichts
anderes.“ Na dann Prostmahlzeit.
Das erste Kölner Altbier („Hellers Alt“) ist ab sofort in den Bio-Supermärkten und „Trinkgut“-Läden der Stadt für 1,19-1,49 Euro (+ 50 Cent Pfand für die spezielle Hellers-Flasche) erhältlich.