Ifo-Chef: Staatsbankrott Italiens wäre gravierender als Brexit

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, glaubt, dass ein Staatsbankrott Italiens oder ein Austritt aus dem Euro gravierender als der Brexit wäre. Wenn der Vertrauensverfall an den Kapitalmärkten weitergehe, könne es kurzfristig zu einer Finanzkrise in Europa kommen, sagte Fuest der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstagsausgabe). „Mittelfristig wird es sicherlich zu einer wirtschaftlichen und politischen Krise kommen, wenn die nächste italienische Regierung die Staatsverschuldung so ausdehnt, wie Lega Nord und Fünf Sterne es angekündigt haben.“

Fuest glaubt nicht, dass Reformen in Italien gelingen – „und das ist auch richtig so“. Wenn die Mehrheit der Italiener sich demokratisch gegen Reformen und für höhere Staatsverschuldung entscheide, müsse man das akzeptieren. „Den wirtschaftlichen Schaden darf Italien aber nicht auf andere Länder abschieben“, so Fuest. Dass sich indirekte Auswirkungen auf andere Länder ergeben, auch auf Deutschland, sei nicht zu ändern. Rettungsprogramme wie in Griechenland, Portugal oder Irland seien im Fall Italiens ausgeschlossen, weil die italienische Regierung, sollte sie von Lega Nord und Fünf Sterne gestellt werden, die europäischen Vereinbarungen über Schuldenbegrenzung nicht einhalten wolle. Mit Blick auf den Handelskonflikt der EU mit den USA glaubt Fuest, dass US-Präsident Donald Trump „keineswegs“ in der stärkeren Verhandlungsposition sei. „Die USA haben einen leichten Leistungsbilanzüberschuss gegenüber der EU, insofern haben sie ein hohes Interesse, den wirtschaftlichen Austausch nicht zu beschädigen.“ Wenn Trump wirklich „America First“ als Prinzip verfolge, werde er den Handelskrieg vermeiden, so der Ifo-Chef.

Foto: Italienische Zentralbank Banca d`Italia, über dts Nachrichtenagentur

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