IG-Metall-Demo: Hofmann fürchtet Verwerfungen am Arbeitsmarkt

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hat Politik und Wirtschaft vor einer Großdemonstration seiner Gewerkschaft an diesem Samstag in Berlin schwere Versäumnisse angesichts der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt vorgeworfen. „Wir demonstrieren gegen das Nichtstun von Arbeitgebern und Politik angesichts der großen Veränderungen, vor denen unsere Arbeitswelt steht“, sagte Hofmann dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben). „Es geht darum, dass niemand unter die Räder kommt, arbeitslos wird oder in prekäre Jobs abgeschoben wird.“

Die entscheidende Frage sei, ob es gelinge, aus technischem Fortschritt sozialen Fortschritt zu machen: „Wir stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Dazu gehören auch die Verkehrswende und die Energiewende“, so der Gewerkschaftschef. Hofmann sagte, die Skepsis angesichts der bevorstehenden Veränderungen sei dort besonders hoch, wo die Beschäftigten nicht einbezogen würden. „Jedes zweite Unternehmen in Deutschland hat sich mit Antworten auf die Digitalisierung entweder noch nicht oder noch nicht ausreichend beschäftigt“, sagte Hofmann. „Die sind blank. Da gibt es wenig Ideen, wie Digitalisierung für neue Produkte oder für bessere Prozesse genutzt werden kann.“ Der Gewerkschaftschef warnte vor drohenden Strukturbrüchen. „Wir müssen aufpassen, dass in den besonders betroffenen Regionen keine industriellen Wüsten entstehen“, so Hofmann. „Für sie brauchen wir gute, neue Ideen und Instrumente einer präventiven Strukturpolitik, um industrielle Arbeitsplätze in den Regionen zu sichern.“ Wenn es um Kraftwerksbau oder um Zulieferer für den Verbrennungsmotor gehe, droht in einigen Regionen steigende Arbeitslosigkeit – etwa in Eisenach, Mittelhessen und dem Saarland. Hofmann forderte eine bessere Absicherung für die Beschäftigten. „Wir brauchen kluge Weiterqualifizierung, um Brücken zu bauen, ohne Entlassung. Das lässt sich mit unserem Vorschlag für ein Transformationskurzarbeitergeld absichern“, so der IG-Metall-Vorsitzende. „Wenn Arbeitsvolumen wegfällt, weil alte Produkte auslaufen, werden die Beschäftigten nicht auf die Straße gesetzt, sondern weiterqualifiziert für die Tätigkeit an neuen Produkten oder Dienstleistungen.“ Die Alternative sei in vielen Fällen Vorruhestand und Frühverrentung.

Foto: Computer-Nutzerin, über dts Nachrichtenagentur

 

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