Interview mit Prof. Dr.-Ing. Sven Schmitz: Wille siegt über Talent

Seit dem 1. Juni ist Herr Prof. Dr.-Ing. Sven Schmitz als Studiengangsleiter Mechatronik / Elektromobilität an der DHBW Mannheim tätig. Im Gespräch mit der Hochschulkommunikation erläutert er die Bedeutsamkeit der Elektromobilität und zollt den Studierenden Respekt für ihre Leistungen im Dualen Studium.

Was haben Sie vor Ihrem Ruf an die DHBW Mannheim gemacht?

Ursprünglich komme ich aus dem Rheinland und habe an der RWTH Aachen Maschinenbau mit der Fachrichtung Wärmetechnik – sprich Energietechnik – studiert. Anschließend bin ich dann wegen des interessanten Themas zur Promotion an die Universität Essen gewechselt. Für die Dissertation habe ich mich mit dem stationären Einsatz von Brennstoffzellen zur Gebäudeenergieversorgung beschäftigt und parallel dazu habe ich mit einer Gruppe von Studenten und Doktoranden einen Brennstoffzellen-Antrieb für einen Neoplan-Bus gebaut. Da ich im Vergleich die Mobilität etwas spannender fand, bin ich anschließend in die Automobilindustrie zur Volkswagen AG gewechselt. Dort war mein Start im Technologiezentrum Elektrotraktion, wobei es zunächst darum ging, die notwendige Infrastruktur für Forschungs- und Entwicklungsumfänge aufzubauen. Nach ein paar Jahren wurde ich Projektleiter für einzelne Forschungsfahrzeuge oder Antriebssysteme und Unterabteilungsleiter für Brennstoffzellen-Systeme. Dabei war ich der Lehre immer recht eng verbunden, vor ca. fünf Jahren habe ich dann einen Lehrauftrag an der TU Braunschweig zum Thema Mobile Brennstoffzellenanwendungen übernommen.

Inwiefern können Studierende von Ihrem beruflichen und wissenschaftlichen Know-how profitieren

Nun, in den vergangenen Jahren habe ich mich intensiv mit Bordstromversorgungs- und Antriebssystemen beschäftigt, die heute noch kein kommerzielles Produkt sind – aber zukünftig sein werden. Das bedeutet, dass die Studierenden von mir schon heute erfahren können, was zukünftig Stand der Technik und Anwendung sein wird und insofern bestens aufgestellt und ausgebildet sind, um ihre zukünftigen Aufgaben in den Unternehmen bewältigen zu können.

Was sind die Schwerpunkte Ihrer Lehrtätigkeit?

Eindeutig die Elektromobilität. Ich bin überzeugt davon, dass diese eine ganz große Chance bietet, die Emissionen der Mobilität in den Griff zu kriegen. Dabei fasse ich die Elektromobilität etwas weiter als oft in der öffentlichen Diskussion beobachtet werden kann. Ich verstehe darunter Mobilität, die eine elektrische Antriebsmaschine nutzt, d.h. darunter fällt selbstverständlich ein batteriebetriebener PKW aber auch Fahrzeuge wie z.B. ein hybridisiertes Nutzfahrzeug, ein Pedelec und ein Brennstoffzellen-Fahrzeug.

Um auf die Frage der Lehrtätigkeit zurückzukommen: Selbstverständlich ist es für eine technisch Ausbildung notwendig, dass die Grundlagen der Mathematik, Chemie und Physik Berücksichtigung finden, insbesondere dann, wenn elektrochemische Energiewandler zukünftig eine wichtigere Rolle spielen als heute.

Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe? Haben Sie sich ein bestimmtes Ziel gesetzt?

Mich reizen der enge Kontakt zu den Studenten und auch die Möglichkeit, mal etwas auszuprobieren, ohne zwingend ein klar definiertes und ganz konkretes Produkt schon im Blick zu haben. Dabei habe ich mir das Ziel gesetzt, zunächst einmal die Struktur für die Studienrichtung Elektromobilität vollständig zu detaillieren, die Vorlesungsinhalte konkret auszuplanen und parallel dazu ein Labor aufzubauen, mit dem experimentelle Untersuchungen anwendungsorientiert durchgeführt werden können. Als Zieltermin hierfür habe ich mir das Jahresende gesetzt.

Wo liegen Ihre wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte?

Aufgrund meiner Historie habe ich natürlich eine enge Anbindung an das Thema PKW/Wasserstoff/Brennstoffzelle – und hier sehe ich auch einen Schwerpunkt. Es wäre allerdings sehr unklug, nur auf diese Karte zu setzen, das tut auch kein Automobilhersteller. Insofern ist es wichtig für die DHBW und mich, weitere Schwerpunkte z.B. bei der Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen, Fahrrädern etc. zu setzen.

Was ist für Sie das Besondere an der Dualen Hochschule?

Für mich ist das Besondere die enge Verzahnung von Theorie und Praxis. Im Grunde genommen sehe ich da für die Studierenden nur Vorteile. Ich selbst schraube gerne an alten Land Rovern und habe mir jetzt einen etwas älteren Toyota Prius II gekauft, an dem ich selbst im wahrsten Sinne des Wortes erfahren kann, was Elektromobilität bedeutet. Und ich genieße diese Abwechslung zwischen Theorie und Praxis. Ich finde es einfach schön, Aha-Erlebnisse zu haben, wenn ich das, was ich mir schon einmal theoretisch erarbeitet habe in der Praxis vorfinde und andersherum.

Eine weitere Besonderheit der Dualen Hochschule möchte ich zusätzlich noch erwähnen: Ich habe viel Respekt vor den Studierenden, die im Vergleich zu meinem eigenen Studium ein Intensivstudium in sehr kurzer Zeit absolvieren. Das zeugt von einer hohen Motivation und auf den engeren Kontakt mit den Studierenden freue ich mich sehr.

Gibt es noch etwas, das Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben möchten?

Sowohl im Sport als auch als Ingenieur an der Universität und bei einem sehr großen Automobilhersteller habe ich gelernt, dass Wille über Talent siegt. Was bedeutet, dass die innere Einstellung zu einem Ziel das nahezu alles Entscheidende ist.

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

Großen Raum nimmt bei mir die Familie ein, wir haben 3 Kinder (15, 13 und 10 Jahre). Außerdem spiele ich so 1-2 Mal die Woche Eishockey und wenn noch etwas Zeit übrig bleibt, beschäftige ich mich mit einem unserer vier Autos.

Foto: © petrit

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