Kassel: Gestaltungssatzung für Villenkolonie Mulang erarbeitet

Die Wohnqualität und Anziehungskraft der historisch bedeutenden Villenkolonie Mulang in unmittelbarer Nähe zum UNESCO-Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe soll weiter bewahrt und gestärkt werden. Darum hat das städtische Amt für Stadtplanung, Bauaufsicht und Denkmalschutz eine kombinierte Erhaltungs- und Gestaltungssatzung erarbeitet, erklärte Stadtbaurat Christof Nolda. „Die städtebauliche und architektonische Aufgabe besteht darin, den Mulang an zeitgemäße Nutzungen und Anforderungen heranzuführen, anzupassen und zu entwickeln, ohne dabei die historisch und gestalterisch prägenden Elemente zu übergehen. Im Gegenteil: es gilt, diese bei Neubau- oder Umbaumaßnahmen zu bewahren, hervorzuheben und damit ihren Wert zu stärken“, so Nolda.
Die neue Erhaltungs- und Gestaltungssatzung für die Villenkolonie Mulang – die von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden muss – verfolgt konkret nachstehende Zielsetzungen:

  • Die bestehende offene Baustruktur mit ihrem besonderen Maßverhältnis zwischen überbauten und unbebauten Grundstücksflächen schützen
  • Überkommene First- und Traufhöhen sowie der Abstandsflächen zu benachbarten Gebäuden in ihrer Verhältnismäßigkeit des typischen Bestandes der Umgebungsbebauung erhalten
  • Das vorhandene Erscheinungsbild der Straßen, Wege, Plätze sowie ihrer straßenzugewandten Grundstückseinfriedungen sichern
  • Charakteristische Freiflächen im Randbereich zum Landschaftsraum des Bergparks Wilhelmshöhe, des Naturparks Habichtswald und des Bachlaufs der Drusel bewahren
  • Neubauten in den Bestand sensibel einfügen, dabei wertvolle Bau- und Natursubstanz in die städtebauliche Entwicklung einbeziehen
  • Anbauten und Nebenanlagen in die jeweilige charakteristische Bestandssituation einfügen
  • Fachgerechte Sanierung und Modernisierung im denkmalgeschützten Gebäudebestand

Gerade weil in Kassel durch die großen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nur noch wenige historische Baustrukturen und Baudenkmäler vorhanden seien, müsse man diese besonders würdigen, erklärte Stadtbaurat Nolda. Der Mulang gehöre zu den baukulturell wertvollen, authentischen Orten. Nolda: „Die Satzung soll das Architektur-, Baukultur- und Geschichtsbewusstsein von Eigentümern, Mietern und interessierten Bürgerinnen und Bürgern fördern sowie Verständnis für Qualitätsfragen wecken und ist damit ein Baustein der Initiative zur Kasseler Baukultur.“
Begleitend sei darum auch der „Ratgeber für das Bauen in der Villenkolonie Mulang in Kassel – Bad Wilhelmshöhe“ erschienen. Er gebe Eigentümern von Grundstücken, Investoren und Architekten Auskunft über prägende Gebäudetypen und städtebauliche Strukturprinzipien, erklärte Nolda. Darüber hinaus solle er Regeln für den Neubau in der Villenkolonie benennen und Hilfestellung für anstehende Sanierungs- und Modernisierungsaufgaben geben.

Die Mulang Villenkolonie

Der Mulang ist eine Villenkolonie der Gründerzeit und die älteste Gartenstadt Kassels. Sie ist ein heterogenes Villenviertel am südlichen Rand des Bergparks, dessen Bebauung um 1880 einsetzte und durch den Ersten Weltkrieg zunächst zum Erliegen kam. Erst in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden due noch unbebauten Grundstücke zum großen Teil bebaut. Stadtbildprägend sind daher Villen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts im Cottage-Stil, im Stil des Historismus, im Landhausstil der 20er und 30er Jahre sowie die typischen kubischen Walmdachformen der 40er Jahre. Hinzu kommt das städtebauliche Grundprinzip der freistehenden Einzelgebäude auf großen, begrünten Grundstücken, die – zusammen mit einer individuellen hochwertigen Architektursprache – den wert der Villenkolonie ausmachen.

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