Kinderreiche Familien häufiger von Armut bedroht

Der Anteil der kinderreichen Familien in Deutschland, die als von Armut bedroht gelten, hat sich in den vergangenen Jahren erhöht: Im Jahr 2018 betrug die Armutsrisikoquote von Paaren mit drei oder mehr Kindern 30 Prozent, zehn Jahre zuvor waren es noch 24,5 Prozent. Das zeigt eine Antwort des Bundessozialministeriums auf eine Frage der Linken im Bundestag, über welche die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben) berichten. Die Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme (SPD) begründete die Entwicklung mit der gestiegenen Zuwanderung.

Neu Zugewanderte würden sich „zunächst eher am unteren Ende der Einkommensverteilung einsortieren“, schreibt Kramme. Es sei „plausibel“, dass dies auch bei der Entwicklung bei Paaren mit drei oder mehr Kindern eine Rolle spiele. Die Staatssekretärin fügte hinzu, dass die Armutsrisikoquote nur eine statistische Größe sei und nichts über die individuelle Bedürftigkeit einer Familie aussage. Die Linken-Sozialpolitikerin Sabine Zimmermann nannte es „keine akzeptable Entschuldigung“, dass die Bundesregierung die gestiegene Armutsquote mit der Zuwanderung erkläre. „Ist Armut bei Zugewanderten weniger schlimm?“, fragte Zimmermann. Sie warf der Regierung vor, benachteiligte Gruppen gegeneinander auszuspielen, um vom eigenen Versagen abzulenken. „Armut von Familien ist politisch verursacht“, sagte Zimmermann den Funke-Zeitungen. Kinderreiche Familien seien auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt. Ihnen fehlten Betreuungsangebote. Vor allem aber seien die staatlichen Leistungen zu gering. Zimmermann forderte eine eigenständige Kindergrundsicherung, die anderer Familienleistungen ersetzen soll. Die Armutsrisikoquote wird regelmäßig von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder errechnet. Sie basiert auf einer jährlich durchgeführten amtlichen Befragung von Haushalten, dem sogenannten Mikrozensus. Daraus ergab sich viele Jahre lang eine Armutsrisikoquote von Paaren mit drei oder mehr Kindern von rund 24 Prozent. Im Jahr 2015 betrug sie dann 25,2 Prozent und ein Jahr später bereits 27,4 Prozent. Im Jahr 2017 waren es 29,1 Prozent, im vergangenen Jahr schließlich 30,0 Prozent.

Foto: Mutter mit zwei Kindern, über dts Nachrichtenagentur

 

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