Können alternative Zahlungsmethoden im Geschäftsleben helfen?

Vom traditionellen Warenhandel bis zu digitalen Wertschöpfungen: Ganz gleich, um welche Branche es sich handelt, die Kasse soll klingeln. Doch in welcher Form das geschieht, kann gerade für StartUps und reine Online-Unternehmen einen großen Unterschied machen.

Wer nicht mit der Zeit geht, verliert schnell den Anschluss. Rund 80 Prozent aller Startups scheitern bereits in den ersten drei Jahren, obwohl ein Großteil der Firmengründer sich die Lehren aus der Pleite zunutze macht, um den nächsten Laden in die schwarzen Zahlen zu führen.

Hauptgrund für die meisten Bruchlandungen von Startups ist der fehlende Bedarf für die angebotenen Leistungen oder Produkte. Die beste Qualität nützt nichts, wenn die Nachfrage fehlt. Bereits an zweiter Stelle kommt Geldmangel, und der kann mit der Wahl der angebotenen Zahlungsmittel zusammenhängen.

Gerade die Deutschen sind eher konservativ und vorsichtig, was neue Zahlungsmittel angeht und wählen lieber einen anderen Anbieter, statt einer für sie ungewohnten Zahlungsmethode zu vertrauen. Um nicht von vornherein potenzielle Kunden abzuschrecken, gehört deshalb eine gewisse Recherche der jeweiligen Märkte dazu. Wer in erster Linie mit Kunden in den USA Geschäfte macht, wird zum Großteil mit Kredit- und Debitkarten zu tun bekommen, die dort beliebtestes Zahlungsmittel sind. In Deutschland zahlen die Konsumenten online bevorzugt mit einem Zahlungsdienst wie PayPal, der sensible Daten auch intern verschlüsselt. Der Käufer kennt nur die PayPal-Emailadresse des Kunden, statt Bankinformationen zu erhalten. Das erhöht die Sicherheit beim Transfer und den Schutz vor Hackern. Rund 50 Prozent der Bundesbürger vertrauen beim Einkaufen online oder beim Spiel im Online Casino auf PayPal oder ähnliche eWallets wie den in Großbritannien ansässigen Zahlungsservice Skrill. Dementsprechend richten die Händler ihre Optionen aus.

Paysafe-Anbieter Neteller geht sogar noch einen Schritt weiter und bietet außer Online-Transfers unter anderem Prepaid-Mastercards an, die außer in Geschäften auch für Abhebungen an Geldautomaten eingesetzt werden können. Da nur Geld ausgegeben werden kann, das auch tatsächlich auf dem Konto ist, sind ungewollte Schulden ausgeschlossen.

Zahlung auf Rechnung, die sich in Deutschland in den Geschäften lange Zeit hartnäckig gehalten hat, verliert langsam an Bedeutung. Nur noch fünf Prozent der Transaktionen im deutschen Einzelhandel wurden im Jahr 2016 auf Rechnung abgewickelt, und der Abwärtstrend hält an. Anders sieht das allerdings online aus. Hier kaufen 51,3 Prozent der Bundesbürger laut einer Umfrage gern auf Rechnung. Rund 38 Prozent der Umfrageteilnehmer nutzten Zahlungen auf Lastschrift – zwei Prozent mehr als sich für die Kreditkarte entschieden.

Wer außerhalb der Bundesrepublik einen großen Kundenstamm hat oder ihn aufbauen möchte, tut gut daran, sich den dortigen Gepflogenheiten und Zahlungsmitteln anzupassen. In Frankreich ist die Carte Bleue, eine Debitkarte, die von einigen Banken gemeinsam auf den Markt gebracht wurde und als Vorläufer von Visa gilt, fast schon ein Muss. Wer also dort Geschäfte machen will, sollte die Zahlung mit der Carte Bleue anbieten. In den Niederlanden greifen die Kunden zu iDEAL, in Österreich wird eps geschätzt, und in Skandinavien ist Online-Banking über Nordea weit verbreitet.

Doch in der Vielfalt liegt auch eine Gefahr. Obwohl eine reichhaltige Auswahl an Zahlungsmitteln die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass potenzielle Käufer etwas finden, das ihnen zusagt, sind mit dem Angebot auch Kosten verbunden. Je nach Anbieter können diese unterschiedlich hoch ausfallen und die Gewinnspanne entsprechend stark beeinflussen. Manche Anbieter bitten nur für tatsächliche Transaktionen zur Kasse. Andere verlangen zudem Einrichtungs- und monatliche Gebühren.

Hinzu kommt der Verwaltungsaufwand für die Buchführung, die bei jedem Bezahlanbieter individuell ist. Inkasso, Reporting, Integration, Kundenservice und mehr wachsen sich schnell zu einem Vollzeitjob aus. Hinzu kommt das nicht zu unterschätzende Risikomanagement. Kreditkartenbetrug, insolvente Kunden und mehr sind für fast jeden Unternehmer eine Gefahr, die gerade bei Startups schnell zur Krise führen können. Online-Zahlungsanbieter, die zum Beispiel eine Zahlungsausfallversicherung offerieren, sind eine Möglichkeit, sich gegen unverschuldete Verluste abzusichern.

Bevor langfristige Verträge eingegangen werden, sollten etwaige Partner deshalb gründlich unter die Lupe genommen werden. Ein oder zwei eWallets, Lastschrift, Kreditkarten, Giropay und Sofortüberweisung sind in Deutschland mittlerweile Standard, um ein Startup in punkto Zahlung wettbewerbsfähig zu machen. Doch nur, wenn der jeweilige Anbieter sowohl Verwaltungs- und Buchführungsaufwand sowie das Risiko für den Unternehmer minimiert und die technische Integration und Abwicklung so reibungslos und schnell wie möglich gestaltet, kann das Startup sich auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren.

Dabei muss es nicht so blitzschnell wie bei Kryptowährungen zugehen. Die werden zwar mittlerweile in zahlreichen Ländern in begrenztem Umfang als Zahlungsmittel in Geschäften und im Online-Handel akzeptiert, aber teilweise hohe Gebühren und vor allem die starken Kursschwankungen machen es für junge Unternehmen nicht empfehlenswert, sie ins Angebot der Zahlungsoptionen aufzunehmen.

Wer hingegen seine Partner konservativ wählt sowie die Anzahl überschaubar hält und auf die potenziellen Kunden abstimmt, hat zumindest seine Chancen erhöht, nicht zu den Startups zu gehören, die binnen kurzem wieder vom Markt verschwunden sind. Zwar können Paypal, Kartenzahlungen und Co. das Geschäft nicht allein zum Erfolg führen, doch sollten die angebotenen Produkte den Konsumentengeschmack treffen, helfen sie dabei, die Kasse klingeln zu lassen.

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