Konjunkturelle Abkühlung erreicht die deutschen Maschinenbauer

Die befürchtete konjunkturelle Abkühlung ist bei den deutschen Maschinenbauern immer stärker spürbar: Nach 36 Prozent im Vorquartal erwarten mittlerweile 40 Prozent der Befragten ein Nachlassen der globalen Wirtschaftsdynamik. Vor einem Jahr waren lediglich 16 Prozent der befragten Entscheider dieser Meinung – innerhalb eines Jahres hat sich die konjunkturelle Einschätzung damit komplett gedreht. Gleichzeitig nimmt der Anteil derjenigen, die im heimischen Markt einen sicheren Hafen sehen, rapide ab: Nur noch gut ein Drittel (36 Prozent) ist für die nächsten zwölf Monate optimistisch mit Blick auf die inländische Konjunktur (Vorquartal: 45 Prozent, Vorjahresquartal: 68 Prozent). Dies geht aus dem aktuellen Maschinenbau-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC für das zweite Quartal 2019 hervor.

Umsatzerwartungen nach unten korrigiert

Den konjunkturellen Erwartungen entsprechend haben die Maschinenbauer auch ihre Umsatzprognosen weiter nach unten korrigiert. Für die Gesamtbranche erwarten sie erstmals seit drei Jahren sogar einen leichten Rückgang von 0,5 Prozent in den nächsten zwölf Monaten (Vorquartal: 1,0 Prozent Wachstum). Für das jeweils eigene Unternehmen gehen die Befragten noch von einem Umsatzwachstum von 2,2 Prozent aus (Vorquartal: 3,1 Prozent) – der niedrigste Wert seit 2015. Auch die durchschnittliche Kapazitätsauslastung befindet sich mit rund 91 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren. „Lediglich jeder zweite Betrieb ist noch voll ausgelastet“, erklärt Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries & Innovation bei PwC. „Die düsteren konjunkturellen Aussichten sind damit auf dem Shopfloor angekommen.“ Zum Vergleich: Vor sechs Monaten lag der Anteil der voll ausgelasteten Betriebe noch bei knapp 70 Prozent.

Digitalisierung kommt nur schleppend voran

Die digitale Transformation des Maschinenbaus schreitet indes weiterhin nur sehr zögerlich voran. Verglichen mit dem Vorjahr geben die Befragten zwar in fast allen Unternehmensbereichen Fortschritte zu Protokoll – dennoch besteht immer noch teils erheblicher Nachholbedarf. So sind die Bereiche Beschaffung, Forschung und Entwicklung sowie Vertrieb und Marketing bereits bei über der Hälfte der Unternehmen stark digitalisiert. Produktion, Service sowie Transport und Logistik hinken hingegen deutlich hinterher und weisen nur bei rund einem Drittel der Unternehmen einen vergleichbaren Digitalisierungsgrad auf. „Der deutsche Maschinenbau muss bei der Digitalisierung seiner Kernfunktionen die Geschwindigkeit erhöhen“, warnt PwC-Experte Gushurst. „Die Transformation der Produktion ist in den letzten zwei Jahren zwar vorangekommen, aber der Wandel vollzieht sich insgesamt zu langsam. Gerade der Blick auf die Fortschritte der internationalen Wettbewerber zeigt: Es besteht dringender Handlungsbedarf.“

Roboter wichtigste Zukunftstechnologie – Cyberrisiken werden unterschätzt

Auch wenn bei der Umsetzung Nachholbedarf besteht, haben die deutschen Maschinenbauer den Trend in Richtung digitaler Technologien klar vor Augen. Gefragt nach den Zukunftstechnologien, die den Maschinenbau am stärksten verändern werden, nennen die meisten Befragten die Themen Robotics (50 Prozent) und Data Analytics (42 Prozent) gefolgt von künstlicher Intelligenz (37 Prozent), die das Internet der Dinge (36 Prozent) erstmals überholt. Den stärksten Bedeutungszuwachs seit dem Vorjahr hat der 3D-Druck erfahren (24 Prozent, Vorjahr: 17 Prozent). „Nach dem ersten Hype um disruptive Technologien steigen viele Unternehmen inzwischen in den konkreten Anwendungsbereich ein“, erklärt Gushurst. „Erstaunlich ist allerdings, dass die damit verknüpften Sicherheitsrisiken als kaum relevant eingestuft werden.“ Tatsächlich geben nur acht Prozent der Befragten an, dass sie das Thema Cybersecurity als einen zentralen Veränderungsfaktor wahrnehmen. „Unternehmen, die in so besonderer Weise von ihrem Wissen und ihren Innovationen leben wie die deutschen Maschinenbauer, können sich Nachlässigkeit bei Cyberrisiken und deren Prävention eigentlich nicht leisten.“

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