Merkel fühlt sich am Wahltag an Schulzeiten erinnert

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fühlt sich am Wahltag ein bisschen wie zu Schulzeiten. „Man wartet, dass der Zeitpunkt kommt, an dem man weiß, wie es ausgegangen ist. Bis zum Sonnabend kann ich noch etwas tun, danach bin ich zur Passivität verurteilt“, sagte Merkel der „Bild am Sonntag“.

Danach sei es nur noch „Warten und Gucken. Das ist wie Zeugnisvergabe“. Ganz abschalten kann Merkel ohnehin nie. „Wenn irgendetwas auf der Welt passiert, dann ist es völlig egal, wo ich bin und ob es Sonnabend ist oder Mitternacht, dann muss ich einsatzbereit sein“, so Merkel. Sie sei auch nachts ständig telefonisch erreichbar: „Wenn ich das Telefon nicht hören sollte, habe ich jemanden, der mich findet.“ Selbst im Urlaub habe sie immer ein Büro und einen Mitarbeiter dabei, der die Anrufe so sortiere, dass sie gewichten könne, was sofort erledigt werden müsse und was warten könne. „Die meisten Dinge können warten, aber ich musste auch schon einmal auf einer Berghütte telefonieren, als ich dort gerade mit letzter Kraft angekommen war.“

Merkel beschrieb auch die Schwierigkeiten beim Wechsel von der wissenschaftlichen Arbeit als Physikerin in die Politik: „In meiner Anfangszeit als Politikerin konnte ich keine langen Reden halten. In der Physik redet man nicht so viel und wenn, hält man nur kurze Vorträge. Mich hat sehr gestört, dass man in der Politik viele Dinge mehrmals wiederholen muss. In der Naturwissenschaft dagegen muss jeder Vortrag etwas Neues beinhalten, sonst ist man fehl am Platz. In der Politik ist die Aufgabe, möglichst viele Menschen mit einer Botschaft zu erreichen. Da reicht eine Rede nicht. Diesen Umstieg zu lernen, hat mich einige Zeit gekostet. Heute bin ich manchmal erschrocken, wie lange ich rede.“

Foto: Angela Merkel, über dts Nachrichtenagentur

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