Tag Archives: Finanztransaktionssteuer

Eine Finanztransaktionssteuer (englisch financial transaction tax, FTT) ist eine Steuer auf börsliche und außerbörsliche Finanztransaktionen. Sie gehört zu den Verkehrsteuern.

Im September 2011 legte die EU-Kommission einen Gesetzentwurf zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer in der EU vor, „damit auch der Finanzsektor seinen fairen Beitrag leistet“. Die EU-Kommission wies darauf hin, dass der gering besteuerte Finanzsektor im Zuge der Finanzkrise mit 4600 Milliarden Euro unterstützt wurde.

Der Steuersatz sollte 0,1 Prozent auf den Handel von Aktien und Anleihen und 0,01 Prozent für Derivate von Aktien und Anleihen betragen. Devisengeschäfte am Spotmarkt sowie andere Derivate sollen von der Steuer befreit sein. In Summe ließen sich laut internen Berechnungen der Europäischen Kommission dadurch rund 50 Milliarden Euro einnehmen, die großteils den Mitgliedsländern zugutekommen sollen.

Im Frühjahr 2012 starteten neun EU-Länder einen neuen Vorstoß, eine Finanztransaktionssteuer auf EU-Ebene einzuführen, scheiterten aber vor allem am Widerstand der beiden Nicht-Euro-Länder Großbritannien und Schweden. Die Alternative, die Steuer nur in der Eurozone einzuführen, scheiterte wiederum am Widerstand von Luxemburg und den Niederlanden.

Im Juni 2012 wurde die Zielsetzung einer Einführung in der gesamten Eurozone aufgegeben. Die verbleibenden EU-Ländern einigten sich darauf die Finanztransaktionssteuer nunmehr nur in den befürwortenden Ländern einzuführen. Die Basis dafür findet sich im EU-rechtlichen Rahmen einer sogenannten „verstärkten Zusammenarbeit“ von mindestens neun EU-Ländern, die sich daran beteiligen. Anfang Oktober hatten mit Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Österreich, Portugal und Slowenien jedoch erst sieben Länder ihre Beteiligung zugesagt und auch ihren diesbezüglichen schriftlichen Antrag bei der EU-Kommission eingebracht. Am EU-Finanzministerrat in Luxemburg am 9. Oktober 2012 sollten – um die Mindestzahl von neun zu erreichen – noch Italien und Spanien umgestimmt werden, um sich an der Finanztransaktionssteuer zu beteiligen. Nicht nur wurde dieses Ziel zum Ende des Ministerrates erreicht, es schlossen sich auch noch Estland und die Slowakei an, sodass nun insgesamt elf EU-Länder die Transaktionssteuer einführen werden. Die Details sollten bis Weihnachten 2012 ausgearbeitet werden. Offen waren u. a. die Fragen danach, was konkret wie besteuert werden soll und in welche Budgets die Einnahmen aus der Finanztransaktionssteuer fließen sollen: Ob die Erträge in den nationalen Budgets bleiben oder dem gemeinsamen EU-Budget zugeführt werden sollen, wobei sich bei letzterem auch die Frage stellt, ob die nationalen Zahlungsverpflichtungen der beteiligten Länder gegenüber dem EU-Haushalt um diese Beträge reduziert werden. Nach Meinung der österreichischen Finanzministerin Fekter wäre dies auch ein Anreizsystem, dass sich doch noch weitere Länder an der Transaktionssteuer beteiligen. Großbritannien und Polen hingegen forderten von den Ländern der verstärkten Zusammenarbeit, dass die fertigen Konzepte den nicht beteiligten Ländern zur Prüfung auf EU-Auswirkungen vorgelegt werden – und sogar (so von Seite Polens geäußert) dem Paket von allen EU-Ländern zugestimmt werden müsste.

Am 22. Januar 2013 beschloss der Rat der EU-Finanz- und Wirtschaftsminister in Brüssel, dass die elf Staaten Belgien, Deutschland, Estland, Frankreich, Griechenland, Italien, Österreich, Portugal, Slowakei, Slowenien und Spanien die Finanztransaktionssteuer einführen dürfen. Die Steuer soll möglichst alle Finanzinstrumente erfassen und eine breite Bemessungsgrundlage mit einem niedrigen Steuersatz haben.

Eine Klage Großbritanniens gegen eine Einführung der Finanztransaktionssteuer in den elf Staaten im Rahmen der verstärkten Zusammenarbeit wies der Europäische Gerichtshof am 30. April 2014 ab.

Estland wird sich laut dem österreichischen Finanzminister nicht weiter an den Verhandlungen zur Finanztransaktionssteuer beteiligen. Die Verhandlungen zwischen den verbleibenden zehn Ländern sind weiterhin nicht beendet. Neue Forderungen des Finanzministers Schäuble nach einer globalen Finanztransaktionssteuer deuten möglicherweise ein Ende der europäischen Pläne an.

Wirtschaft kritisiert Euro-Reformpläne von Scholz

Die Pläne von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) zur Reform der Währungsunion stoßen in Deutschland auf Kritik von Wirtschaftsverbänden. „Viele der Vorschläge beinhalten direkt oder indirekt Maßnahmen, die in Richtung Risiko-, Haftungs- und Schuldenübernahme gehen und damit den Grundvoraussetzungen für eine langfristig stabile Währungsunion widersprechen“, warnt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in einem Positionspapier, über welches das „Handelsblatt“ berichtet. Vor …

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Entwicklungsminister will von Scholz Einsatz für Transaktionssteuer

Um europaweit mehr Geld für Entwicklungshilfe aufzubringen, fordert Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) seinen Kabinettskollegen, den Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), dazu auf, sich auf EU-Ebene für eine europaweite Finanztransaktionssteuer stark zu machen. „Ich wünsche mir, dass der deutsche Finanzminister hier vorangeht“, sagte Müller zu „Bild“ (Dienstagausgabe). Müller bekräftigte seinen Vorstoß zur Einführung einer neuen Steuer von 0,01 Prozent auf hochspekulative Börsenprodukte: …

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Juso-Chef Kühnert warnt Sondierungsteam der SPD

Der Vorsitzende der SPD-Nachwuchsorganisation Jusos, Kevin Kühnert, hat das Sondierungsteam der SPD eindringlich davor gewarnt, über bereits beschlossene Vorhaben der letzten Großen Koalition erneut zu verhandeln. „Projekte, die bereits in der vergangenen Großen Koalition vereinbart worden sind, dürfen nicht wieder zur Verhandlungsmasse werden“, sagte Kühnert den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Samstagsausgaben). „Ich denke da an das Rückkehrrecht von Teilzeit in …

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Grüne offen für Tajani-Vorschlag zur Aufstockung des EU-Haushalts

Der Vorschlag von EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, den EU-Haushalt mit Hilfe der Einnahmen aus einer Steuer auf Finanzgeschäfte kräftig aufzustocken, ist bei den Grünen auf Wohlwollen gestoßen. „Es ist gut, dass Tajani die Finanztransaktionssteuer wieder auf die Agenda setzt. Wenn wir mehr europäische Investitionen wollen, brauchen wir auch europäische Einnahmen“, sagte der Grünen-Europapolitiker Sven Giegold der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstagsausgabe). Auch …

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Tajani-Vorstoß zum EU-Budget stößt auf Kritik

Der Vorstoß von EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani zur Verdoppelung des EU-Haushalts ist bei der Fraktion der Sozialdemokraten im EU-Parlament auf deutliche Kritik gestoßen. Die Forderung Tajanis entspreche nicht der Position des Europaparlaments, sagte der SPD-Haushaltsexperte und Vizechef des Haushaltsausschusses im EU-Parlament, Jens Geier, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagsausgaben). In einer im Oktober verabschiedeten Resolution habe sich zwar die Mehrheit mit Unterstützung …

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Pittella für grundlegende Erneuerung der europäischen Sozialdemokraten

Der Fraktionschef der Sozialdemokraten im EU-Parlament, Gianni Pittella, hat seine Partei angesichts von Wahlniederlagen in mehreren europäischen Ländern zu einer grundlegenden Erneuerung aufgerufen. „Es ist unumgänglich, dass das politisch-kulturelle Angebot der Sozialdemokratie erneuert werden muss“, schrieb Pittella in einem Gastbeitrag für die „Welt“. „Wir sollten ehrlich sein. Schon seit geraumer Zeit sind die sozialdemokratischen Ausprägungen in Europas grundlegenden politischen Alternativen …

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Finanzplatz: Italien setzt Liechtenstein auf „White List“

Finanzmärkte

Italien hat Liechtenstein auf die innerstaatliche „White List“ gesetzt. Ein entsprechendes Ministerialdekret wurde am 9. August 2016 verabschiedet und am 22. August 2016 veröffentlicht. Damit betrachtet Italien Liechtenstein auf Grundlage des am 1. Januar 2016 in Kraft getretenen Abkommens mit der EU zum automatischen Informationsaustausch und zum Informationsaustausch auf Anfrage als kooperativen Staat in Steuerangelegenheiten. Bereits im Mai 2016 hatte …

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Finanztransaktionssteuer steht auf der Kippe

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Die Bemühungen von elf EU-Ländern, eine gemeinsame Steuer auf Finanztransaktionen einzuführen, hat einen schweren Rückschlag erlitten. Beim informellen Treffen der Finanzminister am vergangenen Wochenende in Luxemburg teilte der Vertreter Estlands mit, dass sein Land dem vorliegenden Konzept nicht zustimme, so der „Spiegel“ in seiner am Samstag erscheinenden Ausgabe. Die Abgesandten aus Griechenland und Slowenien erklärten, sie könnten aus innenpolitischen Gründen …

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Bundestag hat Anspruch auf deutsche Übersetzungen

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Die Bundestagsabgeordneten haben einen grundsätzlichen Anspruch darauf, alle für ihre Beratungen relevanten Dokumente von EU-Institutionen in deutscher Sprache zu erhalten. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, das der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagsausgabe) vorliegt. Bisher müssen sich die Abgeordneten regelmäßig mit englischen Texten begnügen. Der Bundestag hatte bereits 2013 einen Antrag „Deutsche Sprache fördern und sichern“ beschlossen. …

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Bouffier rechnet nicht mehr mit Finanztransaktionssteuer

Steuern

Berlin – Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) rechnet nicht damit, dass die im schwarz-roten Koalitionsvertrag vereinbarte Finanztransaktionssteuer kommt. „In der großen Koalition haben wir vereinbart, dass die Finanztransaktionssteuer nur eingeführt werden könnte, wenn sie nicht die Realwirtschaft schädigt, wenn sie keine Wettbewerbsnachteile für den Standort bringt und wenn sie in Europa einheitlich eingeführt wird“, sagte Bouffier der „Welt am …

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Hessens Kultusministerin: Schäuble-Pläne zur Bankenregulierung gefährden Finanzplatz Frankfurt

Berlin – Die designierte FDP-Generalsekretärin und hessische Kultusministerin Nicola Beer hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) vorgeworfen, mit seinen Plänen zur Bankenregulierung den Finanzplatz Frankfurt zu gefährden. „Die Finanzwirtschaft und die Banken haben eine wichtige Funktion in unserem Wirtschaftssystem. Es darf nicht sein, dass wir durch Überregulierung einen wichtigen Motor für unsere Wirtschaft abwürgen“, sagte Beer im Interview mit „Handelsblatt-Online“. Deshalb …

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