Finanzwirtschaft

Die Finanzwirtschaft umfasst in der Betriebswirtschaftslehre als Oberbegriff die Finanzierung (Kapitalbeschaffung), Investition (Kapitalverwendung), den Zahlungsverkehr und das Risikomanagement im Rahmen der Unternehmensfinanzierung. Pendant ist die Produktionswirtschaft. In der Volkswirtschaftslehre ist der Sektor der Finanzwirtschaft das Gegenstück zur Realwirtschaft.

Kapitalbeschaffung

Getroffene Investitionsentscheidungen haben als Aktionsparameter unter anderem Finanzierungsentscheidungen zur Folge. Es muss entschieden werden, wie die vorgesehene Investition zu finanzieren ist. Zur Verfügung stehen die Eigen- und Fremdfinanzierung. Bei der Eigenfinanzierung ist die Beschaffung oder Erhöhung des Eigenkapitals im Rahmen der Außenfinanzierung oder die Gewinnthesaurierung möglich, letztere gehört zur Innenfinanzierung. Die Fremdfinanzierung ist stets Außenfinanzierung und findet über eine Beschaffung oder Erhöhung des Fremdkapitals statt. Zu den Kapitalgebern gehören Gesellschafter (Gesellschafterdarlehen), Kreditinstitute (Bankkredite) oder Lieferanten (Lieferantenkredite).

Alle Kapitalbeschaffungsmaßnahmen müssen die Finanzierungskosten und die Knappheit/Verfügbarkeit berücksichtigen. Die Finanzierungskosten bestehen aus den Eigenkapital- oder Fremdkapitalkosten. Die Eigenkapitalkosten der Gesellschafter setzen sich aus einem risikofreien Zins (Opportunitätszins für eine risikofreie, entgangene alternative Geldanlage) und einer Risikoprämie zusammen. Die Risikoprämie stellt den Teil der Renditeerwartung des Gesellschafters dar, den er über den risikofreien Zins hinaus für das Unternehmerrisiko als Kompensation verlangt.[1] Zu den Kosten der Fremdfinanzierung gehören insbesondere die vom herrschenden Zinsniveau abhängigen Zinsaufwendungen. Verfügbarkeitsfragen werden durch das Angebot auf dem Geld- und Kapitalmarkt entschieden. Zinsniveau und Verfügbarkeit sind durch das Unternehmen – zumindest kurzfristig – nicht beeinflussbar und stellen Datenparameter dar.

Investition

Betriebliche Investitionen sind nach dem Investitionsobjekt in Sach-, immaterielle und Finanzinvestitionen aufzuteilen. Nach der Bedeutung der Investition für das Unternehmen können einfache operative Investitionen (etwa Anschaffung eines Lieferwagens in einem Großunternehmen) oder komplexe strategische Investitionen (etwa der Unternehmenskauf eines gleich großen Unternehmens) unterschieden werden. Im Rahmen der Fristenkongruenz sind die Laufzeit der gewählten Finanzierungsinstrumente und die Auswirkungen auf betriebswirtschaftliche Kennzahlen (zur Kapitalstruktur und Schuldenkennzahlen) zu beachten (Reaktionsparameter). Die optimale Kapitalstruktur ist aus Sicht der Finanzierungskosten erreicht, wenn quantitative und qualitative Finanzierungskosten ein Minimum bilden.

Die Kennzahl der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals bildet die eigentliche Grundlage von Investitionsentscheidungen. Als Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals bezeichnet man jenen Zinssatz, bei dem die Anschaffungskosten der Investition mit dem Gegenwartswert der Investition (=Barwert der Nettoerlöse der Investition) übereinstimmen. Das Unternehmen wird nur dann investieren, wenn die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals den aktuellen Marktzins übersteigt.[3] Erzielt eine Investition eine höhere Rendite als eine alternative Geldanlage, wird investiert und umgekehrt. Bei erwarteter Lebensdauer einer zu erwerbenden Maschine von 2 Jahren ergibt sich folgende Formel:

AK = Q1 + (Q2 / 1 + R)

Hierin sind
AK Anschaffungskosten der Investition
Q1 Nettoeinnahmen der Investition im ersten Jahr
Q2 Nettoeinnahmen der Investition im zweiten Jahr
R Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals (Investitionsrendite)

Kostet beispielsweise eine Maschine 1.000 Euro bei zwei Jahren Lebensdauer und erwartet der Unternehmer im ersten Jahr 500 Euro und im zweiten Jahr 540 Euro Nettoeinnahmen durch die Maschine, so ergibt sich eine Grenzleistungsfähigkeit von 8 %. Liegt der Marktzins bei 7 %, wird investiert, liegt er über 8 %, unterbleibt die Investition. Diese Grenzleistungsfähigkeit wurde von John Maynard Keynes erstmals im Februar 1936 in seiner Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes vorgestellt.

Risikomanagement

Das Risikomanagement hat in den vergangenen Jahrzehnten eine weite Verbreitung erfahren. Dazu beigetragen haben die erheblichen Wechselkurs- und Zinsschwankungen und zahlreiche Finanzkrisen, die auch die Realwirtschaft bei Nichtbanken erfassten. Das strategische Risikomanagement befasst sich mit richtungweisenden Fragen der Unternehmenspolitik und ist entsprechend auf der obersten Leitungsebene (Vorstand) angesiedelt. Das operative Risikomanagement ist auf der mittleren und unteren Leitungsebene mit der Optimierung der Organisations-, Produktions- und Finanzierungsprozesse befasst.

Zahlungsverkehr

Der Zahlungsverkehr wickelt die unternehmensinternen und insbesondere die externen Zahlungsströme in Verbindung mit Kreditinstituten ab. Diese übernehmen den Inlands- und Auslandszahlungsverkehr unter Verwendung aller erforderlichen Zahlungsmittel.

Merz bestreitet Interessenkonflikte

Merz bestreitet Interessenkonflikte

Friedrich Merz, der Angela Merkel als Vorsitzende der CDU nachfolgen will, wehrt sich gegen Kritik an seinen Tätigkeiten in der Wirtschaft und hat Steuertricks zulasten der Staatskasse verurteilt. „Aktien-Geschäfte wie Cum-Ex und Cum-Cum dienen letztlich dazu, die Steuerzahler auszunehmen“, sagte Merz der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagsausgabe). Derartige Geschäfte seien vollkommen unmoralisch, unabhängig von der juristischen Bewertung. […]

Bundesbank rät Finanzwirtschaft zur Vorsorge vor Zinsanstieg

Bundesbank rät Finanzwirtschaft zur Vorsorge vor Zinsanstieg

Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, sieht den deutschen Bankensektor weiterhin unter beträchtlichen Druck. „Insbesondere müssen für die mit einem Zinsanstieg verbundenen Zinsänderungsrisiken jetzt Rückstellungen gebildet werden“, sagte der Chef der Notenbank der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstagsausgabe). Eine Normalisierung des Zinsumfelds wirke sich zwar auf Dauer positiv für die Institute aus, bringe „aber vorübergehend

Experten warnen vor "Geisterkonten"

Experten warnen vor „Geisterkonten“

Die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) hat die mangelhafte Bekämpfung sogenannter „Geisterkonten“ durch die Banken kritisiert. „Als Staatsanwaltschaft thematisieren wir die sogenannten Bankdrops auch bei Gesprächen mit der Banken- und Finanzwirtschaft. Strengere Kontrollen, etwa beim Postident-Verfahren, sind daher begrüßenswert“, sagte Georg Ungefuk, Oberstaatsanwalt bei der Zentralstelle für Internetkriminalität, der „Welt am Sonntag“. Als „Geisterkonten“

Experten sagen Deutschland lang anhaltenden Aufschwung voraus

Experten sagen Deutschland lang anhaltenden Aufschwung voraus

Vertreter aus Politik, Finanzwirtschaft sowie führende Wirtschaftsforscher sagen Deutschland einen noch jahrelang anhaltenden Aufschwung mindestens bis 2019 voraus. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Focus unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage unter neun führenden Experten. „Wir steuern auf den längsten Boom in der bundesdeutschen Geschichte zu“, prophezeit etwa Bert Rürup, lange Jahre Vorsitzender der Wirtschaftsweisen der Bundesregierung.

Saudi-Arabien wirbt um mehr Engagement deutscher Firmen

Saudi-Arabien wirbt um mehr Engagement deutscher Firmen

Saudi-Arabien hofft auf mehr Engagement deutscher Firmen. Vom Vision 2030 genannten radikalen Umbau der Wirtschaft der größten Volkswirtschaft am Golf, könnten vor allem auch deutsche Unternehmen profitieren, sagte Saudi-Arabiens Finanzminister Mohammed Al-Jadaan dem „Handelsblatt“. „Für deutsche Firmen bieten sich gewaltige Chancen.“ Vor allem der deutsche Mittelstand „ist unser großes Vorbild“. Neben Industrie, Dienstleistungen und Bildungssektor

Allianz-Deutschland-Chef für schärfere Boni-Regeln für Manager

Allianz-Deutschland-Chef für schärfere Boni-Regeln für Manager

Der Vorstandsvorsitzende der Allianz Deutschland, Manfred Knof, hat sich in die Debatte um Managementgehälter eingeschaltet und sich grundsätzlich für schärfere Boni-Regeln für Top-Manager ausgesprochen. „Ich halte es für richtig, einen Teil der Vergütung grundsätzlich aufzuschieben“, sagte Knof dem „Handelsblatt“. Dass ein „erheblicher Teil“ zurückgestellt und vom „nachhaltigen wirtschaftlichen Agieren der Manager“ abhängig gemacht werde, „finde

Niedrigzinsen: Deutsche setzten auf Tagesgeldkonten

Niedrigzinsen: Deutsche setzten auf Tagesgeldkonten

Brexit? Trump? Italien? Alles egal, die Welt schaut derzeit auf Mario Draghi, denn der EZB-Chef wird noch länger billiges Geld in die Märkte pumpen und die Nullzins-Politik weiter fortführen. Wie lange die Niedrigzinsphase noch anhalten wird, darüber können nur Vermutungen angestellt werden. Fakt ist, dass die bisherigen Anlageinstrumente nicht mehr funktionieren und somit ein drastisches

Neue Verfassungsklage gegen EZB-Geldpolitik

Neue Verfassungsklage gegen EZB-Geldpolitik

Das Bundesverfassungsgericht muss sich erneut mit einer Klage gegen die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) befassen. Es geht darum, ob die Währungshüter mit dem umfassenden Aufkauf von Staats- und demnächst auch Unternehmensanleihen ihr Mandat überschreiten und damit wichtige demokratische Grundrechte der Deutschen übergehen. Eine Gruppe von Professoren und Unternehmern hat nach Informationen der „Welt am

Leclanché am "The Future of Energy Summit"

Leclanché am „The Future of Energy Summit“

Jedes Jahr beruft Bloomberg unter dem Titel „The Future of Energy Summit“ zahlreiche Vertreter aus Energiemarkt, Politik, Finanzwirtschaft und Industrie um gemeinsam die Zukunft von Energiegewinnung kritisch zu beäugen und Lösungsansätze zu diskutieren. Bloomberg L.P. ist ein von Michael Bloomberg im Jahre 1981 gegründetes Informtionsdienstleistungs-, Nachrichten- und Medienunternehmen mit Hauptsitz in New York City. Das

Nach oben scrollen