Ökonom warnt vor unterschiedlichen Zeitzonen in Europa

Der Vorstoß von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zur Abschaffung der Zeitumstellung in der EU zwischen Winter- und Sommerzeit stößt auf Skepsis. Wenn die EU die Abschaffung der Zeitumstellung tatsächlich beschließt, liefe dies auf ein „Verbot für alle Mitgliedstaaten hinaus, die Zeit halbjährlich umzustellen“, sagte Korbinian von Blanckenburg, Volkswirtschaftsprofessor an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, dem „Handelsblatt“ (Samstagausgabe). Es werde aber den Mitgliedstaaten überlassen, in welcher Zeit sie bleiben wollen.

Daher müsse beachtet werden, „welche Präferenz unsere Nachbarländer haben“, betonte der Ökonom. „So wäre es für die Binnenmärkte schädlich, wenn wir faktisch neue Zeitzonen bekämen, etwa wenn Deutschland bei der Sommerzeit und Frankreich bei der Winterzeit bliebe.“ Dessen ungeachtet sprechen aus Sicht von Blanckenburgs „viele volkswirtschaftliche Gründe“ für die Abschaffung der Zeitumstellung. „Es wurde mittlerweile in mehreren Studien nachgewiesen, dass die Zeitumstellung keine nennenswerten Energieeinsparungen mit sich bringt, dafür aber viele negative Effekte“, erläuterte der Ökonom. „Dazu zählen gesundheitliche Probleme in der Bevölkerung, aber auch volkswirtschaftliche Kosten die durch die Umstellung an sich entstehen.“ Dies betreffe sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen. Von Blanckenburg, der vor zwei Jahren eine umfassende Studie zu den Effekten der Zeitumstellung bei privaten Haushalten veröffentlicht hat, sieht in Deutschland kein einheitliches Meinungsbild zu dem Thema. Eine leichte Mehrheit scheine für eine dauerhafte Sommerzeit zu sein. Die Befürworter sähen dabei eine dann ganzjährig besser ausgenutzte Abendhelligkeit als Vorteil. „Die Anhänger der Winterzeit sehen hingegen diese Zeit als Normalzeit und die Sommerzeit als künstlich eingeführt“, sagte der Ökonom. Sie argumentierten, dass eine Winterzeit sich besser dem Biorhythmus des Menschen anpasse. „Energetisch ist vermutlich eine ganzjährige Sommerzeit vorteilhaft“, sagte von Blanckenburg. Denn „Haushalte verbrauchen in den Abendstunden die meiste Energie, und es wird weniger Energie verbraucht, wenn es heller ist.“

Foto: EU-Parlament in Straßburg, über dts Nachrichtenagentur

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert