Rörig: Missbrauch ist „gesamtgesellschaftliches Problem“

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat sexuelle Gewalt als das Grundrisiko jeder Kindheit in Deutschland bezeichnet. Der Missbrauch von Minderjährigen sei ein „gesamtgesellschaftliches Problem“ und sei „leider trauriger Alltag für viele tausend Mädchen und Jungen in Deutschland“, sagte Rörig am Montag im Deutschlandfunk. Es müsse in Kitas, Schulen und Sportvereinen darauf geachtet werden, dass es nicht zu Übergriffen komme.

Aber es sei auch wichtig, dass Kinder und Jugendliche Hilfe bekämen, wenn sie zum Beispiel sexuelle Gewalt in der eigenen Familie, durch Gleichaltrige oder durch Nutzung der digitalen Medien erlitten. „Wir müssen verhindern, dass Kitas und Schulen Tatort werden – dass keine Kinder übersehen werden, und vor allen Dingen, dass ja auch die Ermittlungsinstrumente im Kampf gegen sexuelle Gewalt geschärft werden.“ Aktuelle gebe es im Internet keinen Kinderschutz und das sei eine große Katastrophe. „Internet und Darknet sind ein Glücksfall für die Hersteller und Konsumenten von Kinderpornographie, und es ist unwahrscheinlich wichtig, dass sowohl Staat als aber auch die Internet-Giganten selbst mehr für den Kinderschutz im Netz tun.“ Datenschutz dürfe nicht über Kinderschutz stehen und es brauche auch Meldepflichten für Cyber-Kriminalität gegen die sexuelle Selbstbestimmung, so der Missbrauchsbeauftragte weiter. „Jeder muss in Deutschland wissen, was sexuelle Gewalt ist, wo sie anfängt, was die Indizien dafür sind und wo man vor allen Dingen Hilfe finden kann.“ Hierfür fordere er eine umfassende, große Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne in der Dimension der Anti-Aids-Kampagne. Man müsse wissen, dass „Täter und Täterinnen schwer zu erkennen sind“. Es seien Meister der Täuschung und der Manipulation. „Und es ist auch so problematisch, dass missbrauchte Kinder oft auch schwer zu erkennen sind. Sie senden zwar Signale, aber die sind nicht eindeutig“, sagte Rörig. „Politik, auch die kinderschutzferne Politik – ich gucke da genau auf die Finanzminister –, die müssen auch endlich einsehen, dass wir unsere Kinder nicht zum Nulltarif vor sexueller Gewalt schützen können.“

Foto: Kinder vor einem unsanierten Haus in Berlin-Neukölln, über dts Nachrichtenagentur

 

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