Video: Chronische Arzneimittelknappheit in Europa – diese Medikamente fehlen besonders häufig

Video: Chronische Arzneimittelknappheit in Europa - diese Medikamente fehlen besonders häufig


Ein neuer Bericht alarmiert: Die Arzneimittelversorgung in der Europäischen Union ist zunehmend angespannt. Eine „chronische“ Medikamentenknappheit, die sich in den letzten zwei Jahren nochmals verschärft hat, gefährdet die Patientenversorgung und stellt das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen.

 

Der Bericht, der von verschiedenen europäischen Gesundheitsorganisationen gemeinsam erstellt wurde, analysiert die Verfügbarkeit von Medikamenten in den EU-Mitgliedsstaaten und kommt zu dem Schluss, dass die Situation kritischer ist als je zuvor. Die Ursachen für die Engpässe sind vielfältig und komplex, reichen von Produktionsproblemen über Lieferkettenstörungen bis hin zu wirtschaftlichen Anreizen, die die Herstellung bestimmter Medikamente unattraktiv machen.

Besorgniserregende Liste fehlender Medikamente

Besonders betroffen sind bestimmte Wirkstoffe und Darreichungsformen, die für die Behandlung häufiger Erkrankungen unerlässlich sind. Der Bericht nennt folgende Beispiele für Medikamente, die besonders häufig fehlen:

  • Acetylsalicylsäure (ASS): Das Schmerzmittel und Blutverdünner ist in verschiedenen Dosierungen und Darreichungsformen schwer erhältlich.
  • Antibiotika für Kinder: Gerade in der Pädiatrie kommt es immer wieder zu Engpässen bei wichtigen Antibiotika, was die Behandlung bakterieller Infektionen erschwert.
  • Fiebersäfte für Kinder: Die Verfügbarkeit von Fiebersäften ist besonders im Winter kritisch, wenn viele Kinder an fieberhaften Erkrankungen leiden.
  • Salbutamol in pulmonaler Darreichungsform: Das Asthmamittel, das als Inhalator zur Erweiterung der Bronchien eingesetzt wird, ist immer wieder Mangelware.
  • Atomoxetinhaltige Arzneimittel: Medikamente mit dem Wirkstoff Atomoxetin, die zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden, sind ebenfalls von Lieferengpässen betroffen.
  • GLP-1-Rezeptor-Agonisten: Diese Medikamente, die zur Behandlung von Diabetes und zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden, sind aufgrund der hohen Nachfrage und begrenzten Produktionskapazitäten schwer erhältlich.

Der Bericht verweist außerdem auf die sogenannte ALBVVG – Dringlichkeitsliste und Liste der notwendigen Kinderarzneimittel. Diese Listen enthalten Medikamente, die als besonders wichtig für die Patientenversorgung und insbesondere für Kinder gelten und bei denen Engpässe besonders schwerwiegende Folgen haben.

Ursachen der Arzneimittelknappheit

Die Gründe für die Medikamentenknappheit sind vielfältig und komplex:

  • Produktionsprobleme: Technische Defekte, Qualitätsmängel oder Kapazitätsengpässe in den Produktionsstätten können zu Lieferverzögerungen führen.
  • Lieferkettenstörungen: Politische Instabilität, Naturkatastrophen oder wirtschaftliche Krisen können die Lieferketten unterbrechen und die Verfügbarkeit von Rohstoffen und fertigen Medikamenten beeinträchtigen.
  • Wirtschaftliche Anreize: Die Herstellung bestimmter Medikamente, insbesondere Generika, ist aufgrund des Preisdrucks für Pharmaunternehmen oft nicht mehr lukrativ.
  • Hohe Nachfrage: Unerwartete Krankheitsausbrüche oder eine steigende Nachfrage nach bestimmten Medikamenten können zu Engpässen führen.

Lösungsansätze und Forderungen

Die europäischen Gesundheitsorganisationen fordern von der EU-Kommission und den nationalen Regierungen ein entschlossenes Handeln, um die Arzneimittelknappheit zu bekämpfen. Dazu gehören:

  • Stärkung der europäischen Arzneimittelproduktion: Die Verlagerung der Produktion wichtiger Medikamente nach Europa soll die Abhängigkeit von Drittländern verringern.
  • Diversifizierung der Lieferketten: Die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten soll reduziert werden.
  • Schaffung von Anreizen für die Herstellung wichtiger Medikamente: Durch staatliche Förderprogramme und eine Anpassung der Preispolitik sollen Anreize für Pharmaunternehmen geschaffen werden, wichtige Medikamente herzustellen.
  • Transparenz und frühzeitige Warnsysteme: Die Meldung von drohenden Engpässen soll verbessert werden, um frühzeitig Maßnahmen ergreifen zu können.

Die Arzneimittelknappheit bedroht die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger und erfordert ein gemeinsames Handeln aller Akteure im Gesundheitswesen, um die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten sicherzustellen.

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