Weltbild Verlag

Weltbild-Verlag steht vor der Insolvenz

Weltbild VerlagAugsburg – Deutschlands zweitgrößter Buchhändler, der Weltbild-Verlag, steht vor der Insolvenz. Vertreter der katholischen Kirche, der der Verlag gehört, konnten sich nach Informationen von „Handelsblatt-Online“ aus Kirchenkreisen in der Nacht zum Freitag nicht auf eine weitere Finanzierung des defizitären Verlages verständigen. Bleiben sie bei ihrer Haltung, steht jetzt der Weg zum Amtsrichter am Sitz der Verlagsgruppe in Augsburg an, um den offiziellen Insolvenzantrag zu stellen

Grund für die desolate Lage des Verlages, für den noch immer rund 6.300 Mitarbeiter arbeiten, die im Jahr 2012 noch einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro erwirtschaftet hatten, ist die schleppende Umstellung auf ein neues Geschäftsmodell. Gegen Amazon als den größten Online-Händler in Deutschland hat Weltbild es schwer: Die Augsburger arbeiten größtenteils wie ein Versandhaus. Das heißt: Sie erstellen einen Katalog, versenden ihn und warten dann auf die Bestellungen der Kunden. Der Prozess ist aufwendig und produziert Kosten, die reine Internethändler wie Amazon nicht haben. Außerdem existieren noch rund 300 Geschäfte in Einkaufsstraßen, von denen viele rote Zahlen schreiben, für die der Insolvenzantrag zunächst nicht gelten wird. Dazu kommen hausgemachte Probleme, die vor allem an Management und Eigentümern des Verlags liegen. Das Sortiment reicht vom Werkzeug-Koffer über den gemeinsam mit der Telekom und anderen entwickelten E-Reader Tolino bis zur Unterwäsche. Es gibt zahlreiche Beteiligungen wie die am Buchhändler Hugendubel. Was aber fehlt, ist eine klare Fokussierung der Marke. „Uns ist der Leitstern abhanden gekommen“, sagte ein Mitarbeiter zu „Handelsblatt-Online“. Die Eigentümerstruktur hat diese Probleme verschärft. Die Verlagsgruppe Weltbild gehört der katholischen Kirche. In den vergangenen Jahren beschwerten sich die Eigentümer wiederholt über das ihrer Meinung nach allzu weltliche Angebot ihres Buchhändlers. Der freizügige Roman „Shades of grey“ durfte zunächst nicht verlegt werden. Noch immer sind die Eigentümer zerstritten. Zwölf Bistümer, die Soldatenseelsorge Berlin und der Verband der Diözesen Deutschlands konnten sich in den Verhandlungen der letzten Stunden nicht auf eine gemeinsame Linie verständigen. „Die haben den Stecker gezogen“, sagte ein Verhandlungsteilnehmer am Morgen zu „Handelsblatt-Online“. Ob das Unternehmen weitergeführt werden kann, in Teilen verkauft oder ganz geschlossen werden muss, wird der Insolvenzverwalter ausloten, der unmittelbar eingesetzt wird, wenn beim Amtsgericht ein entsprechender Antrag vorliegt.

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