Berlin – Das erste Halbjahr zeigte sich bezüglich der Anzahl von privaten Insolvenzen positiv gegenüber dem Vergleichszeitraum 2012. Jedoch mussten 15.349 Unternehmen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Insolvenz anmelden, das ist ein Plus von 1,8 Prozent zum Vorjahr. Bei den privaten Schuldnern ist ein Insolvenzrückgang von 8,8 Prozent zu verzeichnen. Die Zahl der angemeldeten Insolvenzen betrug 29,087 im ersten Quartal.
Wirtschaftliche Verbesserung
Die leicht verbesserte wirtschaftliche Situation in Deutschland scheint Auswirkungen zu zeigen. Das zweite Quartal fiel bei den Privatinsolvenzen bereits wieder ein wenig ab. Im gesamten ersten Halbjahr 2013 kam es zu 63.006 privaten Insolvenzen, ein Minus gegenüber dem ersten Halbjahr 2012 von 3,3 Prozent. Laut Statistik sollte sich die Anzahl in den nächsten Jahren bei 125.000 bis 135.000 pro Jahr stabilisieren. Arbeitslosigkeit sei die Hauptursache Nummer Eins für private Zahlungsunfähigkeit. Aber auch Scheidungen, Krankheit sowie mangelnde Erfahrung im Umgang mit Finanzen sowie unpassendes Einkaufsverhalten führten sehr oft in die Schuldenfalle, erklärt Norbert Sellin, Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Bürgel. Der private Schuldendurchschnitt bei Privatinsolvenzen in Deutschland liegt bei 28.000 Euro, außer bei Betroffenen unter 25 Jahren. Bei ihnen liegt der Schnitt meist unter 10.000 Euro. Hauptgläubiger sind Kreditinstitute, Versandhäuser, Versicherungen, Behörden, Vermieter, Energieversorger und Telefongesellschaften. Außer bei den 18- bis 20jährigen Schuldnern seien vor allem Männer betroffen.
Mehr Unternehmen insolvent
Das Plus an Firmeninsolvenzen in den ersten 6 Monaten lässt Sellin einen düsteren Blick auf das zweite Halbjahr tun. Er rechnet mit einem weiteren Anstieg. Bis Ende 2013 prognostiziert er 30.500 Firmenpleiten, das wären dann rund 900 mehr als im Vorjahr. Durch 15.349 Firmenpleiten im ersten Halbjahr belief sich der Schaden für die Gläubiger auf rund 16,3 Milliarden Euro, eine Steigerung von 1,6 Prozent. Bei den Pleiten zeigen sich regionale Unterschiede. In Nordrhein-Westfalen mussten je 10.000 Unternehmen 79 Insolvenz anmelden, insgesamt 5.777. Die geringste Anzahl ist in Bayern zu finden. Hier sind es 33 von 10.000 Unternehmen, die von einer Pleite betroffen waren. Es ergibt sich ein Bundesschnitt von 49 Pleiten je 10.000 Unternehmen. Den Grund für den Anstieg der Firmeninsolvenzen sieht Sellin in Nachwirkungen der schlechten Konjunktur im letzten Quartal 2012: „Konjunkturprognosen spiegeln die Zukunftserwartungen wider. In den Insolvenzstatistiken zeichnet sich hingegen die Vergangenheit ab“. Besonders betroffen sind die Industrie und die Dienstleister. Auf Sparten bezogen zeigen sich der Maschinenbau, der Druck, das Textilgewerbe und Speditions- und Logistikunternehmen von Insolvenzen gefährdet. Oft sei die Zahlungsunfähigkeit von Kunden ausschlaggebend für die Pleite, ein Dominoeffekt, wie Sellin meint.
