Bund beforscht Boomsektor Tourismus trotz Klimawandels spärlich

Reisende an einem Gepäckband, über dts NachrichtenagenturDie Grünen werfen der Bundesregierung vor, dass die Tourismusforschung ungenügend auf Herausforderungen wie den Klimawandel oder die Digitalisierung reagiere. So seien im Jahr 2018 nur 0,022 Prozent aller Forschungsmittel des Bundes – das entspreche 3,8 Millionen Euro – in diesen Sektor gegangen, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion, über die der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. Die Wachstumsbranche Tourismus trage dagegen mit 8,6 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Markus Tressel hält angesichts dieses Stellenwerts die Beforschung für unverhältnismäßig gering. Klimaanpassungen, touristische Mobilität oder touristische Überbeanspruchung, der sogenannte „overtourism“, stellten die Reisebranche vor immense neue Aufgaben, so der Grünen-Politiker. Damit die Verkehrswende gelinge, müssten „alternative Antriebe für den Flug- und Kreuzfahrtverkehr“ entwickelt werden. Besondere Not hätten zudem die Skigebiete: „Es gibt kaum noch Gebirgsregionen mit verlässlicher Schneesicherheit in Deutschland“, sagte Tressel dem „Spiegel“. Für die betroffenen Gebiete müssten „alternative touristische Nutzungskonzepte“ entwickelt werden, so der Grünen-Bundestagsabgeordnete weiter. Auch der Deutsche Tourismusverband beklagt mangelndes Engagement der Regierung. „Wir fordern den Bund auf, sich endlich der Verantwortung für den Deutschlandtourismus in Forschung und Entwicklung zu stellen“, auch „im Rahmen der geplanten Nationalen Tourismusstrategie“. sagte Verbandsgeschäftsführer Norbert Kunz dem „Spiegel“. Vorbild könnten die „Radverkehr-Professuren“ sein, die der Bund zur Förderung der Fahrradnutzung ins Leben gerufen hat, so Kunz weiter.

Foto: Reisende an einem Gepäckband, über dts Nachrichtenagentur

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