Basel – Coop Schweiz antwortet auf die Lebensmittelverschwendung und nimmt Obst und Gemüse, das nicht der Norm entspricht in das Sortiment auf. Selbst angeschlagenes Obst wird wieder angeboten, beinahe wie zu Großmutters Zeiten. Für die früheren Generationen spielte die Form einer Gurke ebenso wenig eine Rolle wie die einer Kartoffel oder Möhre. Wichtig war die Genießbarkeit, und nicht die Optik. Bei angeschlagenen Früchten oder Fallobst wurden die beschädigten Stellen ausgeschnitten, der Rest zu schmackhaften Konfitüren und Kompotten verarbeitet.
Optisch einwandfreies Obst und Gemüse
Doch die Zeiten änderten sich. Ein Apfel musste makellos sein, die Gurke gerade gewachsen und die Kartoffel schön gerundet. Die EU wollte nur Obst und Gemüse mit perfekter Optik in den Regalen. Nur normgerechtes Obst und Gemüse fand den Weg zum Konsumenten, der begann, selbst Wert auf die Optik zu legen. Doch die Zeiten scheinen vorüber zu sein, das Kaufverhalten hat sich geändert, der Konsument ist bewusster geworden. Lebensmittel werden nicht mehr in dem Maße verschwendet wie noch vor einigen Jahren.
Es landen zwar immer noch viele Lebensmittel in den Mülltonnen, doch der Umdenkprozess hat begonnen. Nach einer Studie der Universität Stuttgart waren es im Jahr 2012 elf Millionen Tonnen Lebensmittel, die in Deutschland weggeworfen wurden. Der Großteil, mehr als 6 Millionen Tonnen stammte aus Privathaushalten. Durch die Anforderungen, die an Obst und Gemüse gestellt wurden, damit sie überhaupt in den Handel kamen, gingen neben diesem Betrag in Europa rund 40 Millionen essbares Obst und Gemüse verloren. Laut der UN-Ernährungsorganisation entspricht der Betrag jedem fünften Ernteertrag, das heißt, umgerechnet wurde theoretisch jede fünfte Ernte am Acker wieder in den Boden eingestampft.
Weitere Großmärkte ziehen mit
„Unique“ heißt das Label, unter dem fehlerhaftes Obst und Gemüse mit Makel verkauft wird. Unique, einzigartig, einmalig, die Natur lässt keine Frucht gleich wachsen. Jede ist ein Unikat. Eine Möhre unter dem Idealgewicht von 50 Gramm darf nun ebenfalls in das Regal im Supermarkt, selbst wenn sie eine unerwünschte Krümmung aufweist. Die Qualität hat durch das Aussehen nie gelitten, doch dem Konsumenten wurde nicht zuletzt durch EU-Verordnungen eine entsprechende Optik eingebläut.
Berühmtestes Beispiel dabei war die Gurkenverordnung, die seinerzeit Einzug in so manche Kabarettprogramme fand. Mindestgewicht, Färbung und Krümmung wurden durch die Verordnung genau geregelt. So manche Gurke fiel dabei durch die strenge Prüfung und landete im Müll. Die Gurkenverordnung wurde zwar im Jahr 2009 wieder aufgehoben, doch der Konsument hatte sich bereits an das perfekte Bild von Gurke und Co gewöhnt. Jetzt kehrt er zurück, zur krummen Möhre und der herzförmigen Kartoffel.