Deutsche Bank in Frankfurt

Es wird eng, Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Neubacher

Deutsche Bank in Frankfurt
Nicht nur an Europas Aktien-, sondern auch am Hybridkapitalmarkt kommt der Wind für Banken von vorn. Dieselben Investoren, die den Instituten noch vor zwei Jahren Bonds aus der Hand rissen, weil sie Kupons von 6% und mehr verhießen, bekommen es mit der Angst zu tun. Ja, auch bei Pflichtwandlern sind Rendite und Risiko korreliert.

Ganz vorneweg beim Ausverkauf: mal wieder die Deutsche Bank. Deren mit 6,25% verzinste Emission bot zuletzt eine Rendite von 16% zum ersten Kündigungstermin 2020. Nun sah sich die Bank genötigt, noch vor Abschluss des in dieser Frage maßgeblichen HGB-Abschlusses zu versichern, sie werde 2016 die Kupons aufs zusätzliche Kernkapital bedienen können. Auf der Jahrespressekonferenz vor wenigen Tagen hatte Co-CEO John Cryan noch den Sanierer mit Weitsicht gegeben und erklärt, er wolle nicht den Aktienkurs steuern, sondern die Bank. Aktien, Hybridkapital, Kreditausfallderivate – am Markt läuft inzwischen alles in dieselbe Richtung: gegen die Bank. Am Dienstag waren knapp 440 Basispunkte, so viel wie zuletzt im November 2011, fällig, um sich gegen einen Ausfall nachrangiger Schuldverschreibungen des Instituts abzusichern. Die Aktie ging nach kurzer Erholung wieder auf Talfahrt und kostete zum Sitzungsende das 0,3-fache des Buchwerts von 45,16 Euro. Damit befindet sich Deutschlands größtes Kreditinstitut nicht mehr in Gesellschaft von J.P.Morgan (0,9) oder UBS (0,9), sondern eher der National Bank of Greece (0,2), die, wie man leidenschaftslos konstatieren muss, in einem anderen ökonomischen Umfeld operiert.

All dies hat Gründe. Jahrelang segelte die Bank mit ihrer Kapital- und Investitionsplanung hart am Wind; nun werden die Mittel knapp, um ihre Defizite auf beiden Ebenen parallel zu beheben und sich zugleich neu auszurichten. Denn auch eine Restrukturierung muss man sich leisten können. Für die Kuponzahlung von 350 Mill. Euro per Ende April stehen zwar rund 1 Mrd. Euro bereit und 2017 dank HGB-Reserven samt einem Veräußerungserlös pro forma bislang 4,3 Mrd. Euro. Ein Verlust im laufenden Jahr, etwa nach einer Einigung in der Geldwäsche-Affäre, könnte diese Rechnung aber rasch durchkreuzen. Dabei ist die Bank, die sich nach drei Kapitalerhöhungen seit 2010 so schnell nicht mehr auf den Aktienprimärmarkt trauen dürfte, umso mehr auf Zugang zum Hybridkapitalmarkt angewiesen, denn sie will ihre Leverage Ratio von derzeit 3,5% bis 2018 auf mindestens 4,5% und bis 2020 auf wenigstens 5% hochziehen. Es wird eng, in jeder Hinsicht.

Quelle: Börsen-Zeitung

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