Günstiger Herrenduft hält Vergleich mit Parfümerieprodukten stand

In einer Studie ging das ttz Bremerhaven der Frage nach, wie die Chemie der Düfte wirkt und ob günstiges Eau de Toilette so gut sein kann wie teures. Erkennen die Konsumenten den Unterschied allein am Geruch? Wie viel Geld wären Männer und Frauen bereit für einen Duft auszugeben, ohne die Marke zu kennen? Im Vergleich: Ein teurer Herrenduft und ein günstiges Pendant aus der Drogerie. Eine Herausforderung für die Sinne der Probanden.
62 Männer und 31 Frauen finden sich für einen Test im Sensoriklabor des ttz Bremerhaven ein. Ihre Aufgabe: Ein günstiges und ein teures Eau de Toilette für den Herren zu bewerten, zu beschreiben und miteinander zu vergleichen. Den Männern werden dazu die Düfte links und rechts auf ihre Handgelenke geträufelt und anschließend „abgerochen“ – auch von den Frauen, die dabei eine Augenbinde tragen. Bei den Düften handelte es sich um ein Produkt aus der Parfümerie und um ein günstiges, sogenanntes „me-too“-Produkt aus dem Drogeriemarkt.
Ist Eau de Toilette gleich Eau de Toilette? Für die Teilnehmer an der Studie Chemie der Düfte des Forschungsinstituts ttz Bremerhaven wurde diese Frage zu einem Rätsel. Denn sowohl die Männer als auch die Frauen konnten das teurere Produkt nicht vom günstigen unterscheiden. Im direkten Vergleich gewann sogar das günstigere Produkt, da es von den Männern überwiegend positiver bewertet wurde als der Parfümerieartikel. Aber damit war die Verwirrung noch nicht komplett: Die Konsumenten stuften das günstigere Eau de Toilette in die gleiche Preiskategorie ein wie das zehnfach teurere Vergleichsprodukt. Außerdem erkannten 20% der männlichen Probanden das Markenprodukt nicht, obwohl sie sich im Vorfeld des Tests als „User“ dieser Marke „geoutet“ hatten.

„Was würden Sie für das Produkt ausgeben?“

Im Schnitt würden die befragten Konsumenten für beide Produkte gleich viel ausgeben, circa 25 Euro – also ungefähr der Preis des teureren Produktes. Das günstige Produkt kostet im Drogeriemarkt allerdings nur 2,50 Euro. Überraschender Weise wurde die Intensität des günstigen Duftes als ausgewogen beschrieben, das teurere Parfum dagegen als zu intensiv empfunden. Dafür hält der Geruch des teureren Produktes länger an, was Pluspunkte gab. Der günstige Duft verflog vergleichsweise schnell. Beide Eau de Toilette wurden als frisch, zitronig, blumig und fruchtig beschrieben. Aber: Das teurere Produkt erinnerte einen Teil der Frauen an einen WC-Duftstein.

Die Düfte im Analyse-Labor

Die Laboranalysen des ttz Bremerhaven zeigen, dass das günstigere Produkt mit dem Markenprodukt in der chemischen Zusammensetzung vergleichbar ist. Auffällig sind im günstigen Produkt die Konservierungsstoffe, die im teuren Produkt nicht vorhanden sind. Außerdem verzichtet das Luxusprodukt auf Farbstoffe, da sein Flacon farbig ist. Das teure Parfum punktet mit einer höheren Konzentration an Duftstoffen in der sogenannten Gasphase. Problematisch: Die Deklaration der Inhaltsstoffe ist für den Verbraucher schwer verständlich.

Hintergrund

In der sensorischen Bewertung von Lebensmitteln ist es seit den 2000er Jahren üblich, die Geschmackseindrücke des Menschen mit den tatsächlich vorhandenen geschmacksgebenden Molekülen des Produktes zu vergleichen. Dies hat insbesondere bei Lebensmitteln (mit großen Preisunterschieden) zu interessanten Ergebnissen geführt (siehe ttz-Projekte Expersens und Kosadat). Im Unterschied zur herkömmlichen Lebensmittelsensorik sind bei der qualitativen Bewertung von Düften sowohl die Selbstwahrnehmung als auch die Fremdwahrnehmung relevant. Hier sieht das ttz Bremerhaven weiteren Forschungsbedarf. Die Konsumentensensorik von kosmetischen Produkten steht noch am Anfang ihrer Entwicklung. Doch lassen erste kleine Studien wie die „Chemie der Düfte“ vermuten, dass in den kommenden Jahren weitere Untersuchungen erfolgen, die für Industrie und Verbraucher gleichermaßen interessant sind.
Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene.

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