Dass Turkish Airlines bald Verbindungen vom Flughafen Kassel-Calden nach Istanbul anbieten wird, bringt für die regionale Wirtschaft neue Marktchancen in der Türkei und im asiatischen Raum mit sich. Von Istanbul aus – dem Drehkreuz der türkischen Fluggesellschaft – haben Passagiere Anschlussmöglichkeiten zu 240 Reisezielen weltweit. An welchen Tagen und wie oft die Jets ab Kassel-Calden Richtung Istanbul starten werden, ist noch in Planung.
„Die Türkei ist ein aufstrebender und interessanter Wirtschaftsraum“, sagt Ann-Catherine Krauss, im Team International der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg zuständige Ansprechpartnerin für die Nation. In den vergangenen Jahren befände sich die Nachfrage von mittelständischen Unternehmen aus Nordhessen und dem Altkreis Marburg bezüglich ihrer Marktchancen in der Türkei auf gleichbleibend hohem Niveau. Etliche Betriebe pflegen bereits regelmäßig Geschäftskontakte.
Einige bekannte Unternehmen aus der Region sind dort schon lange präsent. Die Viessmann Werke aus Allendorf (Eder) sind seit fast 20 Jahren und mit zehn Niederlassungen sowie einem Produktionswerk in der Türkei aktiv. Die B. Braun Melsungen AG hat ein Tochterunternehmen in der Türkei. Die auf Klima- und Kühlanlagen für erdgebundene Nutzfahrzeuge spezialisierte Konvekta AG aus Schwalmstadt hat in Istanbul einen Produktionsstandort. Bereits 1995 hat die Kasseler Gebr. Bode GmbH & Co. KG mit der Beteiligung an Bode Dogrusan in Bursa die Geschäfte im Bereich Türsysteme für Busse gestartet.
Darüber hinaus ist die türkische Region Bursa, 100 Kilometer südlich von Istanbul, die offizielle Partnerregion des Landes Hessen. „Das zeigt, dass bereits gute Beziehungen bestehen und diese durch die neuen Flugverbindungen gestärkt werden“, sagt Krauss. Auch aus diesem Grund hat die IHK Kassel-Marburg im Zuge des IHK-Jahresthemas „Deutschland im Wettbewerb: Gutes sichern, Neues wagen“ einen Wirtschaftstag Türkei für den 17. März in Vorbereitung, bei dem kleine und mittlere Unternehmen ihre Marktchancen ausloten können.
Gute Perspektiven für Unternehmen aus Nordhessen und dem Altkreis Marburg in der Türkei bieten sich zum Beispiel im Maschinenbau, da die türkischen Betriebe moderne Anlagen benötigen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Massive Investitionen in die türkische Infrastruktur kurbeln die Konjunktur an, wovon auch deutsche Unternehmen aus der Baubranche profitieren. Darüber hinaus lösen umfangreiche Investitionen des Privatsektors einen hohen Bedarf in der Medizintechnikbranche aus. In der Umwelttechnik herrscht allgemein ein hoher Nachholbedarf, zahlreiche neue Projekte stehen an. Die türkische Regierung hat ein Investitionsförderungsprogramm aufgelegt, das ausländische und türkische Investoren gleich behandelt. Sie möchte sich außerdem aus der hohen Importabhängigkeit von Energieträgern befreien, weshalb unter anderem das Interesse an Energieeffizienz-Themen zunimmt. Die Energiebranche ist ein Zukunftsmarkt.
Die Türkei ist nicht nur ein großer, dynamischer Markt, sie nimmt auch eine kulturelle Mittlerposition zwischen Europa, Nahost und Zentralasien ein. „Die Stärken sind eine gut entwickelte Industriebasis und eine motivierte Arbeitnehmerschaft“, erklärt Krauss. Die Bevölkerung sei jung und neuen Produkten gegenüber aufgeschlossen, was die Marktentwicklung begünstige. Eine wesentliche Schwachstelle verortet Kraus in der Berufsbildung. Drohende Energieengpässe und die Auswirkungen innenpolitischer Konflikte stellen ein Risiko dar. In der Rangliste der Exportpartner der Bundesrepublik Deutschland liegt die Türkei nach Berechnungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) auf Rang 15, noch vor Japan (Rang 17) und Indien (Rang 21). Bezüglich der Importe rangiert die Türkei auf Rang 20.
Zugleich rückt der asiatische Raum immer mehr in den Fokus der Unternehmen, ergänzt Krauss. Neben den bereits seit Jahren intensivierten Kontakten nach China gewann in der jüngsten Zeit der ASEAN-Raum an Bedeutung. Im Verband Südostasiatischer Nationen sind unter anderem Indonesien, Thailand, Malaysia, die Philippinen und Singapur organisiert. „Am interessantesten ist derzeit die Öffnung Myanmars“, sagt Krauss.
Insgesamt stellt das Team International der IHK Kassel-Marburg pro Jahr rund 24.000 Exportdokumente aus, um international ausgerichteten Unternehmen aus der Region den erfolgreichen Eintritt in ausländische Märkte zu ermöglichen. Hinzu kommen Einzelberatungen zu Auslandsmärkten, verschiedene Ländersprechtage sowie regelmäßige Veranstaltungen in den Bereichen Zoll- und Außenwirtschaftsrecht.
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