Migration statt Klimapolitik – rückt das Kernthema der Grünen im Wahlkampf zu sehr in den Hintergrund? Diese Frage scheint derzeit die Gemüter zu erhitzen. Viele Beobachter argumentieren, dass die Grünen ihre traditionelle Stärke in der Umwelt- und Klimapolitik zugunsten des Themas Migration vernachlässigen würden. Doch die bayerische Spitzenkandidatin der Partei, Jamila Schäfer, widerspricht dieser Sichtweise vehement.
„Das stimmt einfach nicht“, betont Schäfer im Gespräch. „Klimapolitik ist und bleibt das Herzstück unseres Programms. Wir haben einen klaren Fahrplan, um Deutschland bis 2030 klimaneutral zu machen und die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.“ Tatsächlich haben die Grünen ihr Wahlprogramm stark auf ambitionierte Klimaziele ausgerichtet, von der Abkehr von der Kohle- und Atomenergie bis hin zu massiven Investitionen in erneuerbare Energien und die Verkehrswende.
Die Pläne der Grünen für ein Klimageld
Ein zentraler Baustein ihrer Klimapolitik ist das sogenannte „Klimageld“, das die Partei in diesem Wahlkampf prominent platziert. „Damit wollen wir die Bürger direkt an den Einnahmen aus dem CO2-Preis beteiligen“, erklärt Schäfer. „Das ist wichtig, um die Akzeptanz der Klimaschutzmaßnahmen in der Bevölkerung zu erhöhen.“ Im Gegensatz zu früheren Plänen soll das Klimageld nun tatsächlich als Direktzahlung an alle Bürger fließen, unabhängig vom Einkommen.
„Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt“, betont Schäfer. „Früher hatten wir vorgeschlagen, das Geld nur an ärmere Haushalte auszuzahlen. Das hat zu Unmut in der Mitte der Gesellschaft geführt.“ Nun wollen die Grünen alle Bürger am Ertrag beteiligen, um eine möglichst breite Unterstützung für den Klimaschutz zu erreichen.
Migration als zweites Kernthema der Grünen
Neben der Klimapolitik hat auch das Thema Migration einen zentralen Stellenwert im Wahlprogramm der Grünen. „Wir wollen eine humane und geordnete Migrationspolitik, die die Würde des Einzelnen achtet“, erläutert Schäfer. Dazu gehöre etwa eine Erleichterung des Familiennachzugs, der Ausbau sicherer Fluchtwege und die Bekämpfung von Fluchtursachen wie Armut und Klimawandel.
Gleichzeitig betont Schäfer, dass die Grünen keineswegs einseitig auf das Thema Migration fokussiert seien. „Wir sehen Migration und Klimapolitik als zwei Seiten derselben Medaille. Beides sind globale Herausforderungen, die wir nur gemeinsam angehen können.“ Die Partei wolle beide Themen gleichberechtigt behandeln und für eine ganzheitliche, zukunftsfähige Politik stehen.
Klimaschutz und Humanität als Leitmotive der Grünen
Insgesamt zeichnet sich in dem Gespräch mit Jamila Schäfer ein facettenreiches Bild der grünen Programmatik ab. Klimaschutz bleibt zwar das Kernthema, doch auch die Migrationspolitik nimmt einen wichtigen Stellenwert ein. Dabei geht es den Grünen um eine Verbindung beider Themen zu einer integrativen, an Werten wie Nachhaltigkeit und Menschenrechten orientierten Politik.
„Wir wollen zeigen, dass Ökologie und Humanität kein Widerspruch sind“, betont Schäfer. „Im Gegenteil, beides gehört für uns zusammen – für eine lebenswerte Zukunft, in der alle Menschen Chancen haben.“ Mit diesem Anspruch wollen die Grünen im Wahlkampf punkten und ihre Position als treibende Kraft für einen ökologischen und sozialen Wandel in Deutschland festigen.