Newscron

Newscron: eine App gegen die Datenflut

NewscronLugano – Newscron hat seine Wurzeln in einem Forschungsprojekt an der ETH Zürich. Im Rahmen einer Projektarbeit entwickelten damals Studenten ihre eigene News-Aggregator App. Das Forschungsziel war, zu verstehen wie die Menge der Informationen das Benutzerverhalten beeinflusst. In der Folge war die App von Elia Palme, einem der drei Gründer von Newscron, so erfolgreich, dass der nächste Schritt naheliegend war: die Gründung eines Start-ups. Mit am Start war ein gut aufgestelltes Team mit Elia Palme, CEO, Patrick Lardi, Business Angel und Chief Operating Officer und der ausgewiesene App-Entwickler Roberto Prato. Doch lassen wir Newscron, genauer Patrick Lardi, selber zu Wort kommen.

Wie entstand die Idee zur Firmengründung und was gab es für Vorüberlegungen?
Die Idee entstand im Verlauf der Dissertation von Elia. Neben der vielen Arbeit wollte er sich dennoch schnell über die Geschehnisse in seiner Heimat, dem Tessin, orientieren. Der in einer Projektarbeit von Elia entwickelte Alogrithmus eignete sich auch hervorragend, um News zu aggregieren. Bereits damals hatte er die Idee, eine App zu entwickeln, die individuell auf den Benutzer zugeschnittene News zusammenstellen konnte. Roberto und ich sind im Herbst-Winter 2012/13 dazu gekommen und Ende Oktober 2012 haben wir gemeinsam Newscron SA gegründet. Am Anfang war ich als Business Angel involviert und seit Februar bin ich als COO operativ.

Was ist die Vision?
Wir wollen ein iTunes oder Spotify der News werden und das Konsumieren von Nachrichten revolutionieren. Damit greifen wir die Geschichte des Internets auf: am Anfang des Internets waren die Menschen fasziniert, Zugriff auf alle Daten zu haben. Heute ist dieser Umstand eher belastend und 60% der Zeit werden mit suchen zugebracht, nur 40% stehen für das Konsumieren zur Verfügung. Newscron ist ein Instrument, um sich schneller zu informieren.

Bestanden bereits Erfahrungen mit Selbständigkeit?
Elia war zunächst Lehrling, später hat er in Freiburg, Calgary und an der ETH Zürich studiert. Roberto hat an der technischen Hochschule in Turin studiert, dann in Italien und Irland gearbeitet. Ich selber habe diverse grosse Projekte hinter mir, z.B. das Projekt „Bernina“, das bei SFR SSR Idée Suisse (Schweizer Fernsehen) den Pacte Multimedia und bei der SAB den Medienpreis gewonnen hat. Im Projekt ging es darum, speziell für eine abgelegene Region ein Informationsportal aufzubauen.

Hattet Ihr betriebswirtschaftliches Grundwissen und wie steht es heute damit?
Die Ingenieure konzentrierten sich auf ihre Kernkompetenzen, betriebswirtschaftliches Wissen war nur wenig vorhanden. Ich konnte diesbezüglich viele Erfahrungen sammeln als stellvertretender Direktor von Ticino Info (Tessin Tourismus) und bei der Firma Tarchini Consulting. Vor kurzem habe ich den Executive Master of Business Administration erfolgreich abgeschlossen. Diese Kenntnisse, vor allem im Bereich – Strategie, Finanzen, Administration und Personal – können nun ins Unternehmen einfliessen. Wir verstehen uns als Team und jeder kann seine Stärken einsetzen.

Wie läuft das Geschäft derzeit, gab es Anlaufprobleme und Durststrecken?
Von der Idee bis zur Umsetzung und Gründung der Gesellschaft verging eine lange Zeit. Danach ging dann alles sehr schnell, da man auf der dreijährigen Entwicklungszeit aufbauen konnte.

Heute verdienen wir Geld mit Werbung in der kostenlosen Version der App. Wir haben zahlreiche Investoren gefunden und ca. 1/3 der angestrebten 1,5 Mio. Franken bereits gesammelt.

Für unser Businessmodell haben wir Marktforschung betrieben. Die Frage war: wer konnte mit einem ähnlichen Modell erfolgreich Geld verdienen? Die Antwort war, eine gute App zu entwickeln, mit hervorragender Benutzerfreundlichkeit und mit wenig Werbung. In dieser Phase konnten wir auf Mund-zu-Mund-Werbung zählen. Nun betreiben wir intensives Marketing. Später wird es dann verschiedene Versionen von Newscron geben: eine Free-App, Newscron Advanced für ca. 2-3 CHF per Monat, Newscron Pro und eine Corporate-App, in der Menschen erweiterte Funktionen nutzen und einzelne Artikel kaufen können.

Unser Algorithmus könnte noch vielfältiger eingesetzt werden. Wir verstehen uns als „technology driven“-Company und weisen einen Vorsprung gegenüber Flipboard und weiteren Konkurrenten auf. Der semantische Algorithmus ist in der Lage, Nachrichten zu filtern, zu organisieren, Duplikate zu erkennen und Artikel ohne Mehrwert herauszufiltern.

Was können andere Gründer aus den gemachten Erfahrungen lernen?
Wir hatten starke Beweggründe: ein Produkt kreieren, das ein spezifisches Problem lösen kann. Wir haben den Willen, Gründer zu sein und ein Start-up zum Erfolg zu führen.

Im Rückblick hätten wir einiges anders gemacht: die Gründung einer Unternehmung muss schnell vorangehen. Wir haben zu viel Wert auf Sicherheit gelegt. Es ist wichtig kalkuliertes Risiko einzugehen. Es genügt auch nicht, ein guter Handwerker oder Programmierer zu sein. Es braucht betriebswirtschaftliche Kenntnisse.

Warum gab oder gibt es Schwierigkeiten oder woraus resultiert der jetzige Erfolg?
Das Thema ist topaktuell und weckt viel Interesse. Sammly wurde für 30 Mio. an Yahoo verkauft. Pulse wurde für 90 Mio. an LinkedIn verkauft. Dies war ein News-Aggregator der 1. Generation. Newscron hat bereits über 150’000 Downloads gehabt und die App kommt sehr gut an. Unseren grossen Challenge wird der nächste Schritt sein, die Monetisierung.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

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