Novartis-Chef will neue Preismodelle für Medikamente

Der neue Novartis-Chef Vasant Narasimhan will die Verantwortlichen in den Gesundheitssystemen in Europa und den USA zum Umdenken bei der Erstattung neuer Therapien bewegen. „Wir müssen aufhören, nur auf die absoluten Preise zu schauen. Es geht um eine Bewertung des Behandlungserfolgs“, sagte Narasimhan dem „Handelsblatt“ (Mittwochsausgabe).

Das Plädoyer des Mediziners, der Novartis seit zehn Monaten führt, kommt nicht von ungefähr: Mit der Zulassung der neuartigen Gentherapie Kymriah gegen Krebs hat der Pharmakonzern einen Durchbruch in der Krebstherapie geschafft. Doch die einmalige Behandlung mit Kymriah, bei der körpereigene Immunzellen im Labor gentechnisch verändert werden, kostet in Deutschland derzeit 320.000 Euro.

Zudem hat das Unternehmen weitere Gentherapien im Portfolio, die noch deutlich teurer werden dürften als das Leukämie-Medikament. Dazu gehört eine Therapie gegen spinale Muskelatrophie, eine seltene Erkrankung, die zu den häufigsten genetisch bedingten Todesursachen bei Säuglingen gehört. Nach den Maßstäben des britischen NICE-Instituts wäre das Mittel noch bei einer Größenordnung von vier bis fünf Millionen Dollar kosteneffektiv, hat Novartis errechnet. Noch ist das Mittel nicht zugelassen, und auch der Preis steht noch nicht fest. Aber um solche neuartigen Therapien zu ermöglichen, müssen aus Sicht des Novartis-Chefs auch die Krankenversicherungen in Europa und den USA an das Thema Kostenerstattung anders herangehen als bisher. „Das beinhaltet auch strukturelle Veränderungen, weil die Therapien sektorenübergreifend sind und nicht mehr nur aus einem Budgettopf bezahlt werden“, so Narasimhan.

Das Unternehmen plane Angebote, die Bezahlung einer solchen Therapie stufenweise über Jahre zu verteilen, ebenso eine Rückzahlung, wenn das Mittel nicht wirkt. In den USA wird Kymriah bereits erfolgsabhängig vergütet. „Bei einer lebensrettenden Therapie können sich die Gesundheitssysteme schwerlich komplett verweigern“, sagte Narasimhan. Man müsse hier gemeinsam neue Wege finden.

Foto: Tabletten, über dts Nachrichtenagentur

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