Berge von Altkleidern verschmutzen das Densu-Delta – Greenpeace prangert verantwortungslosen Umgang mit Modeabfällen an
Greenpeace hat in Ghana ein erschütterndes Bild der Schattenseiten unserer Konsumgesellschaft enthüllt. Im Densu-Delta, einem wichtigen Naturschutzgebiet in der Nähe der ghanaischen Hauptstadt Accra, stapeln sich Berge von Altkleidern bekannter Marken. Die gigantische Deponie, die Greenpeace als „Mode-Friedhof“ bezeichnet, ist ein erschreckendes Zeugnis des zunehmenden Problems mit Fast Fashion und des verantwortungslosen Umgangs mit Modeabfällen.
Millionen Kleidungsstücke verrotten in der Natur
In dem von Greenpeace veröffentlichten Video sind schockierende Bilder der Altkleiderberge zu sehen, die sich kilometerweit durch das Densu-Delta ziehen. Millionen von Kleidungsstücken, darunter T-Shirts, Hosen, Jacken und Schuhe, sind dort achtlos abgeladen worden und verrotten in der feuchten tropischen Umgebung. Viele der Kleidungsstücke tragen noch Etiketten bekannter Modeketten, die für ihren Billigklamotten-Konsum bekannt sind.
„Das Ausmaß dieser Umweltkatastrophe ist erschütternd,“ sagt Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz bei Greenpeace. „Was wir hier sehen, ist das Ergebnis einer völlig unkontrollierten Wegwerfwirtschaft, in der Kleidung zu einem billigen Konsumgut degradiert wird, das nach kurzer Zeit im Müll landet.“
Das Densu-Delta: Ein wertvolles Ökosystem in Gefahr
Das Densu-Delta ist ein bedeutendes Feuchtgebiet und ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Es dient auch als wichtiger Puffer gegen Überschwemmungen und spielt eine wichtige Rolle bei der Trinkwasserversorgung der Region. Die Altkleiderberge verschmutzen das Gebiet nicht nur optisch, sondern stellen auch eine erhebliche Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung dar.
- Verschmutzung des Bodens und des Wassers: Die verrottenden Kleidungsstücke setzen Schadstoffe frei, die in den Boden und das Grundwasser gelangen.
- Gefahr für die Tierwelt: Tiere können sich in den Altkleidern verfangen oder an ihnen vergiften.
- Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung: Die Verbrennung von Altkleidern setzt giftige Gase frei, die die Atemwege reizen und andere gesundheitliche Probleme verursachen können.
Die Altkleider-Lüge: Was passiert wirklich mit unseren gespendeten Klamotten?
Viele Menschen spenden ihre Altkleider in dem Glauben, dass sie Bedürftigen zugutekommen oder recycelt werden. Die Realität sieht jedoch oft anders aus. Ein Großteil der gespendeten Kleidung wird in Containern gesammelt und dann an Händler verkauft, die sie sortieren und weiterverkaufen. Nur ein kleiner Teil der Kleidung wird tatsächlich in Deutschland oder Europa wiederverwendet. Der Großteil wird in Länder des globalen Südens exportiert, wo er oft zu Dumpingpreisen verkauft wird und lokale Textilmärkte zerstört.
„Der Altkleiderhandel ist ein lukratives Geschäft, das auf Kosten der Umwelt und der Menschen in den Empfängerländern geht,“ kritisiert Wohlgemuth. „Wir müssen uns von der Illusion verabschieden, dass wir mit der Spende unserer Altkleider etwas Gutes tun. In Wirklichkeit verschieben wir das Problem nur in andere Länder.“
Fast Fashion: Die Ursache des Problems
Die Ursache für die gigantischen Altkleiderberge liegt in der Fast-Fashion-Industrie. Fast Fashion bezeichnet ein Geschäftsmodell, bei dem Modeketten in immer kürzeren Abständen neue Kollektionen auf den Markt bringen. Die Kleidungsstücke sind billig produziert und oft von minderer Qualität, so dass sie schnell aus der Mode kommen oder kaputt gehen. Dies führt zu einem immer schnelleren Konsum und einer wachsenden Menge an Modeabfällen.
Greenpeace fordert ein Umdenken in der Modeindustrie
Greenpeace fordert ein grundlegendes Umdenken in der Modeindustrie und ein Ende der Wegwerfwirtschaft. Die Modeketten müssen Verantwortung für die gesamte Lebensdauer ihrer Produkte übernehmen und sicherstellen, dass sie unter fairen und umweltfreundlichen Bedingungen produziert werden.
- Weniger produzieren: Die Modeindustrie muss ihre Produktionsmengen reduzieren und auf langlebige und zeitlose Designs setzen.
- Nachhaltige Materialien verwenden: Es müssen nachhaltige Materialien wie Bio-Baumwolle, recycelte Stoffe oder innovative Naturfasern verwendet werden.
- Kreislaufwirtschaft fördern: Die Modeindustrie muss Kreislaufwirtschaft fördern, indem sie Kleidung recycelt, repariert und wiederverwendet.
- Transparente Lieferketten schaffen: Die Modeketten müssen für Transparenz in ihren Lieferketten sorgen und sicherstellen, dass die Arbeitsbedingungen fair und die Umweltstandards eingehalten werden.
Was können Verbraucher tun?
Auch Verbraucher können einen Beitrag zur Lösung des Problems leisten:
- Bewusster konsumieren: Kaufen Sie weniger Kleidung und achten Sie auf Qualität und Langlebigkeit.
- Secondhand-Kleidung kaufen: Secondhand-Kleidung ist eine gute Alternative zu Neuware und schont die Umwelt.
- Kleidung reparieren lassen: Lassen Sie kaputte Kleidungsstücke reparieren, anstatt sie wegzuwerfen.
- Kleidung tauschen oder verschenken: Tauschen Sie Kleidung mit Freunden oder verschenken Sie sie an Bedürftige.
- Informieren Sie sich über nachhaltige Mode: Informieren Sie sich über nachhaltige Modemarken und unterstützen Sie diese.
Die Altkleiderberge im Densu-Delta sind ein Weckruf. Es ist höchste Zeit, dass wir unser Konsumverhalten hinterfragen und uns für eine nachhaltige Modeindustrie einsetzen. Nur so können wir verhindern, dass unsere Kleidung in Zukunft zu einer Bedrohung für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen wird.