Zulieferer haben offene Millionenforderung gegen Volkswagen

VW-Logo, über dts NachrichtenagenturHinter dem Lieferstreik von zwei VW-Zulieferunternehmen steckt offenbar eine mittlere zweistellige Millionenforderung gegen den Wolfsburger Autokonzern. Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt in ihrer kommenden Ausgabe, dass die Prevent-Firmen Car Trim und ES Automobil Guss angeblich insgesamt 58 Millionen Euro von VW fordern. Auslöser des Streits war laut des Berichts eine von VW und Porsche gekündigte Entwicklungskooperation mit Car Trim aus dem sächsischen Plauen.

Car Trim, diese Prevent-Firma stellt Sitzbezüge her, machte demnach anschließend Ausfälle und Schäden in Höhe von etwa 55 Millionen Euro geltend, so die SZ. Diese Forderung teile sich in 30 Millionen Euro gegen VW und 25 Millionen Euro gegen die VW-Tochter Porsche auf. Inzwischen soll sich die Forderung auf insgesamt 58 Millionen Euro belaufen. Der VW-Konzern lehnte es aber wohl ab, zu zahlen, angeblich weil diese Summe „nicht plausibel“ begründet werde, so der Bericht. Dass Volkswagen die Produktion teilweise einstellen muss, liegt nach Angaben aus Konzernkreisen vor allem an den fehlenden Getriebeteilen von ES Guss und weniger an den ausbleibenden Sitzbezügen von Car Trim. „VW zwingt uns zu diesem Vorgehen“, hatte Alexander Gerstung, Geschäftsführer von ES Autombil Guss, am Freitag erklärt. Man müsse die eigenen Mitarbeiter schützen. Der Autokonzern habe die Entwicklungskooperation „frist- und grundlos“ gekündigt und eine Kompensation abgelehnt. Deshalb seien Car Trim und ES Guss zu dem Lieferstopp gezwungen gewesen, um ihre Interessen zu wahren. Volkswagen nutze in diesem Konflikt „seine dominierende Marktstellung gegenüber der Zulieferindustrie klar aus“. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen wird nun über mehrere Punkte gestritten. Volkswagen tue alles, um den Streit und den Streik auf dem „Vergleichswege“ beizulegen. Auf überzogene Forderungen werden man aber nicht eingehen, hieß es aus Wolfsburg. VW könnte nach Darstellung des Landgerichts Braunschweig, das zwei Verfügungen zugunsten des Autokonzerns erlassen hat, Gerichtsvollzieher einschalten, um die für die Produktion fehlenden Sitzbezüge von Car Trim und Getriebeteile von ES Automobil Guss pfänden und in die eigenen Werke schaffen zu lassen. Ob das aber funktionieren kann, scheint fraglich.

Linke kritisiert Volkswagen

Mit Blick auf den Streit zwischen Volkswagen und zwei Zulieferfirmen kritisiert Herbert Behrens, Vorsitzender des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses für den Diesel-Abgasskandal, den Autokonzern für seinen rigiden Sparkurs. Im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag) sagte der Bundestagsabgeordnete der Linken: „Die Konzernleitung von Volkswagen kürzt jetzt, bis es kracht.“

Bereits in der Vergangenheit hätten Lieferanten und Mitarbeiter „dafür zahlen müssen, wenn der Vorstand durch falsche Entscheidungen den Konzern in Bedrängnis gebracht hatte“, kritisierte Behrens. „Jetzt werden Folgen des milliardenschweren Desasters, das mit der betrügerischen Abgas-Manipulation verursacht worden ist, einfach weitergereicht“, so der Obmann im Verkehrsausschuss des Bundestages.

Leidtragende seien 20.000 Mitarbeiter der Belegschaft, deren Kurzarbeit aus Mitteln der Bundesagentur finanziert werden müsse, sowie die „Zulieferer, die an der kurzen Leine gehalten werden sollen“, sagte der Landesvorstand der Linken in Niedersachsen weiter.

Quellen: dts und Neue Osnabrücker Zeitung, Foto: VW-Logo, über dts Nachrichtenagentur

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert